Oracle will Geschäft mit der Angst vor dem Terror machen

Ellison träumt von nationaler Datenbank

19.10.2001
MÜNCHEN (CW) - Angesichts der Bedrohung durch Terroristen propagiert Oracle-Boss Larry Ellison den Plan einer zentralen nationalen Datenbank. Hier sollen Informationen über alle US-Bürger gesammelt und verwaltet werden. Bürgerrechtler warnen jedoch vor Verletzungen der Freiheitsrechte und werfen Ellison rein wirtschaftliche Interessen vor.

Nach Einschätzung Ellisons würde eine Art digitaler Personalausweis, verbunden mit einer zentralen Datenbank, die natürlich ein Oracle-Produkt sein soll, dabei helfen, Terrorattacken wirksam zu bekämpfen. Das Problem sei, dass es augenblicklich zu viele Datenbanken gebe. Der wirksame Austausch von Informationen bleibe dabei auf der Strecke. Deshalb solle ein zentraler Datenpool geschaffen werden, der eine wesentlich effizientere Auswertung der Informationen erlaube.

Damit verfolge Ellison rein wirtschaftliche Interessen, schimpft Cindy Cohn, Direktorin der Electronic Frontier Foundation. Dieser Plan gehe auf Kosten der persönlichen Freiheitsrechte. Auch Richard Smith, Chief Technology Officer (CTO) der Privacy Foundation, verurteilt die Ellison-Pläne. Das Problem seien nicht die vielen Datenbanken, sondern die schwerfälligen Prozesse innerhalb der Behörden. Wenn es gelänge, diese effektiver und schneller zu machen, hätte die Sicherheit mehr gewonnen als mit einer zentralen Datenbank.

Doch Ellison bekommt Zuspruch von prominenter Seite. Auch Sun-Chef Scott McNealy spricht sich für einen digitalen Personalausweis aus. Bedenken von Bürgerrechtlern wischt er beiseite: "Wenn ich in einem Flugzeug sitze, will ich, dass bekannt ist, wer noch in der Maschine sitzt." Doch auch hier scheinen die Sicherheitsbemühungen nur Mittel zum wirtschaftlichen Zweck zu sein. Als technische Grundlage des Ausweises schlägt McNealy Java-basierte Smartcards vor.