Eine Freundschaft fürs Berufsleben

07.08.1992

Wenn ältere IBM-Mitarbeiter in Frühpension gehen, stehen selten Versorgungsansprüche auf dem Spiel. Noch ist die blaue Rentenkasse prall gefüllt. Doch das Sparprogramm verändert das Leben der Betroffenen tiefgreifend. Mitleid mit den Mittfünfzigern, die bei der IBM Deutschland den Dorn-Posten nicht bekommen haben? Keineswegs. Betroffen sind nämlich in erster Linie die IBM-Spezialisten beim Anwender, DV/Org.-Chefs wie Sebastian Trauerwein. Als risikofreudige Manager schätzten sie eine IBM-Marktpolitik, die gegen die Polemisierung der Kosten-Nutzen-Thematik durch die bösen Wettbewerber zielte. Die IBM, meinte nicht nur Trauerwein, sollte sich darauf beschränken, die Wettbewerbsfähigkeit der DV/Org.-Leiter zu sichern. Diese hatten in den altgedienten VBs und SEs des Mainframe-Marktführers ihre stärksten Verbündeten. Ich und IBM - eine Freundschaft fürs Berufsleben. Welche Horrorvorstellung: Ein junger IBM-Spund von 43 Jahren, womöglich mit RS/6000- und AIX-Ambitionen, versucht Sebastian die Vorzüge des Cooperative Processing auf Client-Server-Platformen näherzubringen - alles offen, versteht sich. Zu dumm, daß sich unsereiner den IBM-Gesprähspartner nicht aussuchen kann. Sollte Trauerwein vielleicht aus Solidarität eine Mein-VB-gehört-mir-Partei der Protestanwender gründen? Aber damit wäre weder ihm noch der IBM geholfen.