Frankfurter Buchmesse

E-Book-Reader - die neue Vielfalt

15.10.2009
Auch wenn die Leser bislang lieber zu bedrucktem Papier greifen: Die Verlagsbranche setzt auf E-Books.

Einige Marktforscher gehen davon aus, dass elektronische Bücher schon in wenigen Jahren mehr Umsatz bringen als ihre klassischen Pendants. Auf der Frankfurter Buchmesse wollen daher etliche Hersteller den Besuchern Geschmack auf ihre Lesegeräte machen. In den vergangenen Tagen machte zwar Amazon mit seinem Kindle die meisten Schlagzeilen, deutschen Lesern sollen aber durchaus Alternativen schmackhaft gemacht werden.

Der Online-Händler aus den USA bringt den Kindle in Deutschland und 100 weiteren Ländern in den kommenden Wochen heraus. Der Lese-Flachmann ist in den USA ein Kassenschlager, hierzulande ist es bis dahin allerdings noch ein weiter Weg. Denn zum einen bietet Amazon bislang nur englischsprachige Bücher an (und das dürfte wegen der hiesigen Buchpreisbindung vorerst auch so bleiben). Das deutsche Zeitungsangebot ist mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dem "Handelsblatt" und der "Wirtschaftswoche" schmal.

Zum anderen müssen Kunden das Gerät im US-Laden bestellen und daher hohe Versandkosten und Zoll in Kauf nehmen. Auf 360 Dollar (250 Euro) summieren sich die Ausgaben. Immerhin: Wer über eine UMTS-Verbindung neue Titel laden will, zahlt nichts extra, weder in Deutschland noch auf Auslandsreisen (andererseits kann man mit dem "international" Kindle außerhalb der USA nicht im Web surfen).

Dennoch traut Amazon-Manager Ian Freed dem Kindle einiges zu: "Die internationale Nachfrage nach englischsprachigen Büchern ist groß." Anglophile Leser müssten nicht mehr zwei Wochen auf die Lieferung warten und auch keinen Preisaufschlag in Kauf nehmen, sondern könnten Fachliteratur und Schmöker binnen 60 Sekunden herunterladen. Der etwas höhere Preis als in den USA dürfte Fans nicht abschrecken: Ein Bestseller werde in Deutschland statt zehn zwischen zwölf und 14 Dollar kosten, kündigte Freed an.

Handelsexperten warten gespannt, wie geschickt Amazon mit den deutschen Verlagen verhandelt. Da der US-Riese als einziger Anbieter nicht das bei den deutschen Online-Läden verbreitete ePub-Format unterstützt, können Nutzer nicht einfach Titel aus Läden wie Libri.de oder Thalia.de herunterladen. Solange es keine Bücher für die breite Masse gibt, meint das Fachmagazin "Buchreport", sei Amazon mit dem Lesegerät ein "schlafender Riese".

Der neue Sony Reader PRS-600 Touch Edition
Der neue Sony Reader PRS-600 Touch Edition
Foto: Sony

Doch es geht auch ohne Amazon. In Deutschland ist Sony dank Kooperationen mit dem Handel in den Buchhandlungen und Elektromärkten präsent. Der japanische Elektronikkonzern ist seit Jahresanfang mit dem "Reader 505" auf dem Markt, zur Buchmesse kommt eine "Touch Edition" heraus. Das 300-Euro-Gerät lässt sich über einen berührungsempfindlichen Bildschirm steuern.

Dieser ist einfach zu bedienen, hat aber Nachteile bei der Anzeige: Er spiegelt und ist weniger kontrastreich als andere Modelle. Auch eine Funkverbindung fehlt - wer Bücher laden will, muss das Gerät per USB an den PC anstöpseln. Dafür ist das Angebot an deutschen Titeln groß, Leser können ihre Lektüre beispielsweise von Libri.de oder Thalia.de herunterladen.

Zwischen den Großkonzernen aus Übersee mischt ein deutsches Startup mit: Die Txtr GmbH aus Berlin zeigt auf dem Branchentreff ihr erstes Lesegerät. Wie das Kindle lädt es per Mobilfunk Bücher herunter - bei kommerziellen Titeln kostenlos, sonst gegen Gebühr. Derzeit stehen laut Unternehmensangaben rund 20 000 deutsche Titel zur Auswahl, dazu kommen etliche kostenlose in englischer Sprache.

Die Berliner wollen sich mittels einer Lese-Community von den anderen abheben: Nutzer können selbst Texte veröffentlichen und sich mit Literatur-Begeisterten über Bücher austauschen. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft hat Txtr allerdings mit einer Verzögerung zu kämpfen: Das Gerät soll erst Mitte Dezember für 320 Euro kommen. Ein weiterer Nachteil im Wettbewerb mit den Großen: Der Verkauf läuft zunächst nur über die eigene Website.

Wer nicht so lange warten möchte: Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe weiterer Alternativen, etwa das Cybook des französischen Herstellers Bookeen oder den iRiver vom gleichnamigen koreanischen Fabrikanten. Plastic Logic will angeblich Anfang 2010 an den Markt gehen, der US-Buchhandelsriese Barnes & Noble hat ebenfalls einen Reader in der Mache. Und auch Apple soll an einem Tablet-PC arbeiten, der sich für digitale Bücher und Zeitungen hervorragend eignen würde. Jetzt müssen nur noch die Nutzer den Geschmack am Lesen auf dem Bildschirm finden. (dpa/tc)