Umsätze in den USA steigen nur noch schwach:

Druckermarkt in Europa wächst schneller

18.09.1987

MÜNCHEN (CW) - Im Umbruch befindet sich gegenwärtig der Drukkermarkt in Westeuropa. Die Umsätze mit Impact-Druckern in den Vereinigten Staaten gehen weiter zurück und das Interesse verlagert sich zusehends auf den alten Kontinent. Die neuesten Marktzahlen sowie Prognosen bis zum Anfang der neunziger Jahre präsentierte jetzt das Marktforschungsunternehmen Dataquest anläßlich einer Printer Industry Conference.

An insgesamt 41 Stellen werden in Westeuropa Drucker gefertigt, die jüngsten Ankündigungen von japanischen Herstellern eingeschlossen. Nach Informationen von Dataquest gibt es in Europa mehr Druckerfabriken als in den Vereinigten Staaten. Das Wachstum des westeuropäischen Druckermarktes errechneten die Marktforscher anhand der verkauften Geräte, die die Endanwender entweder direkt vom Hersteller, oder indirekt über Wiederverkäufer (Händler und Distributoren) beziehungsweise OEMs erhalten.

Die Analysten der Western European Printer Industry Service Group (Wepis) innerhalb Dataquest teilen den Druckermarkt in folgende Segmente auf: Bei seriellen und Zeilendruckern wird unterschieden zwischen Impact- (Vollzeichen, Punkt matrix) und Non-lmpact-Druckern (Thermo-, Thermotransfer- und Tintenstrahltechnik). Seitendrucker werden aufgrund ihrer vielseitigen Verwendbarkeit nach der Geschwindigkeit kategorisiert.

Das Gesamtvolumen des weltweiten Umsatzes mit Druckern entspricht nach Berechnungen von Dataquest gegenwärtig zwölf Milliarden Dollar. Davon entfallen auf Europa 37 Prozent, auf Nordamerika 60 Prozent und auf den Fernen Osten 13 Prozent. Bis 1991 soll dieser Wert auf 18 Milliarden Dollar steigen, wobei der Anteil für den Fernen Osten auf 18 Prozent wächst, während die Anteile für Europa auf 36 und für Nordamerika auf 47 vom Hundert sinken. Die Gründe für diese Verlagerung liegen Dataquest zufolge darin, daß die meisten 24-Nadeldrucker bereits den Kanji-Zeichensatz beherrschen und viele Hersteller von Seitendrukkern in Asien beheimatet sind.

Seit 1981 lag die durchschnittliche Jahreszuwachsrate der Auslieferungen von Druckern in Nordamerika bei zehn Prozent. 1984 erreichte der Absatz dieser Geräte (alle Techniken, alle Segmente) einen geschätzten Höchstwert von 7,3 Milliarden Dollar, sank 1985 um sieben Prozent ab und blieb im Jahr darauf konstant. In Westeuropa stieg der Umsatz der verkauften Geräte ab 1981 von etwa eine auf 4,5 Milliarden Dollar. In Stückzahlen gerechnet wurden in Westeuropa im Geschäftsjahr 1986 insgesamt 31 Prozent mehr verkauft als im Jahr davor.

Das Rückgrat der westeuropäischen Druckerindustrie stellen mit 2,8 Milliarden Dollar vom Gesamtmarkt die seriellen Nadeldrucker dar, so die Ermittlungen. Die seriellen anschlagfreien Drucker kommen auf einen relativ geringen Anteil von fünf Prozent (250 Millionen Dollar). Bei den Zeilendruckern mit ganzen Typen waren in den letzten zwei Jahren vor allem die Geräte mit einer Geschwindigkeit von 650 bis 1050 Zeilen pro Minute gefragt. Das Wachstum betrug hier über 20 Prozent. Bislang haben es die Seitendrucker im Mid-range-Bereich allerdings nach Aussage von Dataquest nicht geschafft, die Zeilendrucker (900 bis 1500 Zeilen pro Minute) zu verdrängen. Diese würden weiterhin bevorzugt, weil sie zuverlässig und die Kosten pro Seite und für die Wartung niedrig seien.

Verkaufserlöse stiegen um 25 Prozent

Die für Zeilenmatrixdrucker erzielten Verkaufserlöse in Westeuropa stiegen von 1985 auf 1986 um 25 Prozent. Der Hautpgrund hierfür liegt laut Dataquest darin, daß damals solche Geräte mit einer Leistung von 600 Zeilen pro Minute erstmals verstärkt auf den europäischen Markt kamen. US-amerikanische Minicomputer-Hersteller wie DEC, IBM, Prime, Tandem und HP seien in Europa auf Zeilenmatrixdrucker umgestiegen. Von den großen europäischen Systemanbietern habe jedoch lediglich Nixdorf den größten Teil seines Zeilendruckerbedarfs auf Matrix umgestellt.

Der Umsatz mit Seitendruckern hat sich im Vergleichszeitraum von 350 Millionen Dollar auf 750 Millionen Dollar mehr als verdoppelt, fanden die Marktforscher heraus. Eine Ausnahme machten dabei die Systeme mit einer Leistung von 200 Seiten pro Minute. Insgesamt gesehen ist dieses Marktsegment seit 1981 um das Achtfache gewachsen. Dataquest rechnet damit, daß diese Technik künftig die stärksten Wachstumsraten aufweisen und sich am längsten am europäischen Druckermarkt halten wird.

Die Anteile am Gesamtmarkt werden sich nach Ermittlungen von Dataquest für die drei wichtigsten Bereiche (seriell, Zeilen und Seiten) in der Zukunft gravierend verändern. Die seriellen und Zeilendrucker mußten in den letzten beiden Jahren starke Einbußen hinnehmen. Diese Verlagerung zugunsten der Seitendrucker wird sich, bedingt durch die sinkenden Preise, ab dem nächsten Jahr noch fortsetzen.

Verschiedene Faktoren werden nach Ansicht der Dataquest-Analysten den europäischen Druckermarkt in den nächsten Jahren beeinflussen. Die stärkste Bedrohung für die weitere Entwicklung in diesem Segment stelle die von der EG beschlossene Anti-Dumping-Klage gegen etwa 23 japanische Hersteller von Punktmatrix- und Typenraddruckern dar. Insgesamt halten japanische Unternehmen 30 Prozent des europäischen Durckermarktes. Die Androhung von Zöllen durch die EG habe bereits zu acht Ankündigungen über die Errichtung von Fabriken für die Herstellung von seriellen Matrixdruckern geführt, teilten die Marktforscher mit. Ferner würden diese Abgaben bewirken, daß die Preisdifferenz zwischen Impact- und Non-impact-Druckern kleiner werde.

Im nächsten Jahr erwarten die Dataquest-Marktforscher die Einführung eines Seitendruckers auf dem nordamerikanischen Markt für 1500 Dollar. Eine weitere Veränderung des Druckermarktes wird sich nach Angaben der Analysten dadurch ergeben, daß ab 1988 die Verkaufszahlen für PCs und PC-Drucker auseinanderdriften, da weniger neue PC-Anwender hinzukommen als bisher. Durch die zunehmende Verbreitung von LANs steige darüber hinaus die Nachfrage nach Druckern, die eine hohe Geschwindigkeit und hohe Qualität für Printer-Sharing bieten.

Des weiteren sei der Bedarf an Workstations und Schreibmaschinen noch nicht gedeckt und werde bis 1990 weiter zunehmen.

Der stärkste Einfluß auf den Drukkermarkt wird in den nächsten Jahren vermutlich durch technische Änderungen und Neuerungen ausgelöst, schätzt Dataquest. Über lange Jahre hinweg seien die seriellen Punktmatrixdrucker das Rückgrat des Druckermarktes gewesen. In Zukunft würden jedoch die Seitendrukker diese Rolle übernehmen und Tintenstrahl- sowie Thermotransfer-Drucker in der seriellen Kategorie in Führung gehen. Die Zukunft gehört nach Ansicht des Marktforschungsunternehmens eindeutig den Nonimpact-Techniken.