Dortmunder liebäugeln mit Börsengang

Dr. Materna GmbH konnte 1998 den Umsatz um 23 Prozent steigern

23.04.1999
MÜNCHEN (CW) - IT-Management-Lösungen leisteten 1998 mit 45 Prozent den größten Beitrag zum Gesamtumsatz der Dr. Materna GmbH von 148 Millionen Mark. Eine immer wichtigere Rolle soll der Vertrieb von Mobile-Connectivity-Komponenten spielen.

Das Softwarehaus hat im vergangenen Jahr mit der Straffung seiner Geschäftsfelder begonnen. Daß damit der Börsengang vorbereitet wird, weist das Management nicht von der Hand, doch das Going Public ist "vermutlich nicht mehr in diesem Jahr", erklärte Firmenchef Winfried Materna auf der Jahrespressekonferenz in München. Dr. Materna ist bis dato als mittelständischer Full-Service-Anbieter von IT-Lösungen, Anwendungen und Dienstleistungen bekannt. Neben den Themen IT-Management und Mobile Solutions hat das als Spinoff der Universität Dortmund vor 19 Jahren gegründete Softwarehaus seinen Aktionsradius auf Application Engineering, die Anwendungsentwicklung sowie Unified Messaging ausgerichtet. In allen Geschäftsfeldern konnte der Gruppenumsatz 1998 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 148 Millionen Mark gesteigert werden - ein Wachstumstempo, das Dr. Materna auch im Jahr 1999 beibehalten will. Mit derzeit rund 600 Mitarbeitern "hat das Unternehmen immer sehr gute schwarze Zahlen geschrieben", hieß es. 30 Prozent des Umsatzes werden in der Anwendungsentwicklung, 15 Prozent mit Unified-Messaging-Produkten und zehn Prozent mit Mobile-Connectivity-Lösungen erwirtschaftet.

Gerade für dieses noch kleinste Geschäftsfeld erwarten die beiden Geschäftsführer in Zukunft ein explosives Wachstum von 20 bis 30 Prozent pro Monat, während die Business Unit IT-Management um eher branchenübliche 20 bis 30 Prozent pro Jahr zulegen dürfte. Durch die Entwicklung neuer Standards und Technologien wie WAP (Wireless Application Protocol) und GPRS (General Packet Radio Services) dürfte beispielsweise der Anteil von Datendiensten in Mobilfunknetzen im Vergleich zu Sprachdiensten überproportional wachsen. Laut einer vom Unternehmen zitierten IDC-Studie dürften im Jahr 2001 etwa 50 Millionen Mobile-Internet-WAP-fähige Handies im Markt sein, davon fünf bis acht Millionen in Deutschland.

Von diesem Markt will deshalb die Dr. Materna GmbH kräftig profitieren. Im vergangenen Jahr wurde dazu das Materna Information Center aufgebaut. Das Rechenzentrum ist an alle großen Mobilfunkbetreiber angebunden, unterstützt Teledienste zum Versenden von Kurznachrichten über alle Mobilfunknetze hinweg und bietet außerdem Gateways zu allen E-Mail- und Faxadressen sowie mehr als 40 Content-Dienste. Diese Inhalte werden zum Teil in der eigenen Redaktion (sechs Mitarbeiter) erstellt. Mit mehr als 2,5 Millionen übertragenen Kurznachrichten pro Tag in Deutschland (Stand 12. April 1999) sehen sich die Dortmunder als weltweit größte Anbieter solcher Services.

Die 1998 im irischen Shannon gegründete Tochtergesellschaft Navarasoft ist, wie in München mitgeteilt wurde, inzwischen auf 35 Mitarbeiter gewachsen und kann auf zehn Testinstallationen der eigenen Mobile-Computing-Plattform "Circadia" verweisen. Sie ist für professionelle Anwender wie etwa Servicetechniker gedacht, die mobile Datenkommunikationslösungen benötigten. Alle Testinstallationen basieren auf der Helpdesk-Software von Remedy. Das Produkt Action Request vertreibt Dr. Materna seit 1995 als Value-Added-Reseller. Den Break-even erwarten die Dortmunder bei ihrem irischen Ableger im zweiten oder dritten Quartal 2000.