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Java-Prozeß

Diesmal ein kleiner Sieg für Microsoft

22.02.1999
Von Michael Hufelschulte
Java-Prozeß

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Die Rechtsprechung von US-Bezirksrichter Ronald Whyte im Lizenzprozeß um Java zwischen Sun Microsystems und Microsoft ist irgendwie nicht ganz konsistent. Nachdem der Richter im vergangenen November die Gates-Company per Beschluß dazu verdonnert hatte, ihre Java-Umsetzungen und –Entwicklunsgwerkzeuge kompatibel zu den offiziellen Standards von Sun zu machen (CW Infonet berichtete), hat er nun "klargestellt", daß das laufende Verfahren Microsoft keineswegs daran hindere, unabhängig entwickelte und Java-ähnliche Technologien zu verwenden. Microsoft denkt dem Vernehmen nach bereits seit rund vier Jahren über einen solchen Schritt nach. Mit Plänen für eine sogenannte "Reinraum"-Version von Java (= von Grund auf ohne Sun-Code entwickelt, aber dennoch kompatibel) stehen die Strategen in Redmond allerdings nicht alleine da: Hewlett-Packard arbeitet noch immer – mittlerweile unter dem Codenamen "Chai" – an einer eigenen

Java-Version für den Einsatz in Embedded-Umgebungen (an deren Lizenzierung Microsoft auch bereits Interesse geäußert hatte), weitere Sun-freie Java-Varianten gibt es bereits von Transvirtual und von Netscapes Open-Source-Ableger Mozilla.org.

Welche praktischen Folgen die Erklärung von Richter Whyte haben wird, ist indes noch unklar. Microsofts Generalberater Tom Burt zeigte sich in einer ersten Stellungnahme jedenfalls hocherfreut. "Microsoft ist sehr zufrieden mit dem Gerichtsentscheid. Er zeigt dem Markt auf jeden Fall, daß hier Innovationen nicht behindert werden sollen." Sun hingegen hielt sich verständlicherweise bedeckt. "Der Beschluß muß vollständig gelesen werden, damit man ihn versteht", erklärte Unternehmenssprecherin Lisa Poulson. Und hier gibt es ein kleines Problem: Der Wortlaut von Whytes Order ist bislang nicht öffentlich verfügbar.