Börsengang für September geplant

Dienstleister Systematics setzt auf ganzheitliche IT-Projekte

30.07.1999
Von Beate Kneuse* MÜNCHEN - Unter den deutschen Systemhäusern und IT-Dienstleistern grassiert das Börsenfieber. Immer länger wird die Liste der am Neuen Markt notierten Unternehmen aus diesem Segment. In den Startlöchern steht nun auch die Hamburger Systematics AG. Der konzernunabhängige und herstellerneutral agierende Systemintegrator will im September das Going Public wagen.

Die Vorbereitungen für den Sprung auf das Börsenparkett laufen auf Hochtouren. Mit Details wie Konsortialbank, Preisspanne oder erwartetem Geldsegen kann Systematics-Gründer und -Vorstandschef Detlef Fischer indes noch nicht dienen. Beschlossene Sache ist aber bereits, daß man rund drei Millionen Aktien anbieten will, die allesamt aus der anstehenden Kapitalerhöhung von rund neun auf zwölf Millionen Euro stammen sollen. Die Altaktionäre, so Fischer auf einer Pressekonferenz in München, werden keine Anteile abgeben - selbst im Falle eines Greenshoes nicht. Derzeit sind 35 Prozent im Besitz des Unternehmensgründers, 40 Prozent entfallen auf die Odewald Compagnie GmbH & Co., eine aus zehn Versicherungen bestehende Beteiligungsgesellschaft für Vermögensanlagen. Den Rest halten Mitglieder des Managements.

Steht der Emissionserlös auch noch in den Sternen, verplant ist er bereits. Bislang rein organisch gewachsen, will der Hamburger IT-Integrations- und Outsourcing-Spezialist seine ehrgeizigen Expansionspläne künftig auch über Zukäufe verwirklichen. Diese sollen sowohl den Umsatz kräftig steigern (von heuer erwarteten rund 400 Millionen Mark auf mehr als eine Milliarde im Jahr 2002), als auch dem Unternehmen einen verstärkten europäischen Anstrich verleihen. Bislang beschränkt sich die Internationalität der Systematics AG auf Niederlassungen in Wien und Zürich. In naher Zukunft wollen die Hamburger aber auch mit Vertretungen in den Beneluxländern und Spanien Flagge zeigen. Längerfristig sind Filialen in Frankreich und Großbritannien ins Visier genommen. Last, but not least will Systematics sich mit Übernahmen auch Know-how für wichtige Zukunftsthemen beschaffen. Dazu gehören laut Fischer in erster Linie Data-Warehousing und E-Commerce.

Als selbsterklärter "IT-Business-Integrator" ohne Hersteller- oder Konzernbindung hat sich die Systematics AG, deren operative Geschäftstätigkeit über die drei Tochtergesellschaften Systematics Service GmbH (Marketing und Vertrieb), die Systematics Integrations GmbH (IT-Projekte und -Betrieb) sowie die für die Ressourcenbeschaffung (Material und Personal) zuständige Syscom GmbH in Düsseldorf erfolgt, auf die ganzheitliche Abwicklung von Projekten bei Konzernen spezialisiert. Das Portfolio reicht von Business- und IT-Prozeß-Consulting über die System- und Anwendungsintegration sowie die Implementierung von Netzen bis hin zu Outsourcing, Customer-Care-Center inklusive Support und technischem Service. Zur Stammklientel gehören neben Kunden aus der Telekommunikation und Energiewirtschaft historisch bedingt Versicherungen und Banken.

Nichts mehr am Hut haben die Norddeutschen hingegen mit ihrem zweiten Stammgeschäft aus der Gründerzeit, dem Hardwarehandel. "Unser Tätigkeitsfeld sind heute die komplexen Systeme", so der Systematics-Chef. In den 80er Jahren sei ein reger Handel mit Gebrauchtmaschinen möglich gewesen, heute sei dieser Markt aber tot. Gleiches gelte für das PC-Business. Hier "validiere" man, so Fischer, heute für den Kunden lediglich "den Warenkorb". Dabei greifen die Hamburger unter anderem auf Partnerschaften mit IBM, Microsoft, EMC und Compaq zurück.

*Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.