Die halbe Wahrheit

04.02.1994

Wenn doch die Nachfrage nach Mainframes ungebrochen ist, wundert es, dass die IBM Umsatzeinbussen hinnehmen muss. So koenne man nicht argumentieren, werden die Mainframe-Anhaenger einwenden, der Rueckgang resultiere aus galoppierendem Preisverfall. Worauf dieser denn wohl zurueckzufuehren sei? Bereits einer so einfachen Gegenfrage haelt die Preissturz-These nicht stand. Ueberkapazitaeten relativieren die Nachfrage. Bei den Mainframe-Produzenten herrscht Ausverkaufsstimmung - von Wiederbelebung keine Spur. IBM-Chef Louis Gerstner laesst sich denn auch kein Statement dazu entlocken, bei welcher Umsatzgroesse er den Tiefpunkt fuer Deep Red erreicht sieht. Gerstner steht eine Blamage wie seinem Vorvorgaenger John R. Opel indes nicht bevor. Der hatte Anfang der 80er Jahre prophezeit, dass IBM 1990 eine 100-Milliarden-Dollar-Company sein werde. Dass es an der Jahrzehntwende lediglich zu 69 Milliarden reichte, konterkarierte das IBM-Karma der Unbesiegbarkeit. Die Konfusion war komplett. Zuletzt hielt der Umsatzpaternoster bei seiner Abwaertsfahrt an der 62-Milliarden-Dollar-Marke. Die IBM Ende 1995 eine halbe 100-Milliarden-Dollar-Company? Sollte sich Gerstner zu einer solchen Prognose hinreissen lassen, ihm wuerde geglaubt - verstaendlich andererseits, dass der IBM-Chef auf eine solche Anerkennung nicht scharf ist. Aber aus einem Paternoster kann man ja jederzeit aussteigen.