EMC-Studie

Deutsche legen den höchsten Wert auf Datenschutz

12.06.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Storage-Spezialist EMC hat 15.000 Menschen weltweit zu verschiedenen Aspekten von Datenschutz und Privatsphäre befragt. Die Ergebnisse sind reichlich bigott.

Wir Deutsche dürfen uns aber immerhin ein wenig auf die virtuellen Schultern klopfen: 71 Prozent der von EMC Befragten Bundesbürger sind laut Mitteilung nicht bereit, zugunsten Datenschutz und Privatsphäre im Internet für mehr Komfort zu opfern. Damit sei Deutschland "Datenschutzweltmeister", schreibt EMC - zumindest belegt es in diesem Punkt den letzten Platz unter den 15 untersuchten Ländern.

Der EMC-Datenschutzindex wurde heute vorgestellt und untersucht die Einstellungen und Meinungen von Verbrauchern zum Thema Datenschutz und Privatsphäre im Netz. Wichtig ist die Einordnung: Je weiter hinten ein Land in der Wertung steht, desto höher sind dort Datenschutzbewusstsein und Sorge um die Privatsphäre im Internet.

Bei der Befragung hat EMC nach verschiedenen Rollen oder Sichten unterschieden. Die Studie definiert dazu sechs "Ichs" (Sozial, Finanzen, Bürger, Gesundheit, Arbeit, Verbraucher), von denen jedes Besonderheiten im Umgang mit Datenschutz und Privatsphäre aufweist. In der Rolle des "Bürger-Ichs" würden die Befragten am ehesten Einschränkungen beim Datenschutz hinnehmen. Das gilt weltweit für 36 Prozent der Teilnehmer, in Deutschland sogar für 50 Prozent - im globalen Vergleich haben die Deutschen also ein relativ hohes Vertrauen in den Schutz ihrer Daten bei der Kommunikation mit Behörden. Als "Soziales Ich" waren die Teilnehmer hingegen am wenigsten bereit, Kompromisse beim Datenschutz einzugehen. Das gaben weltweit 27 Prozent der Teilnehmer zu Protokoll. In Deutschland stimmten allerdings nur 15 Prozent zu, was die höhere Skepsis der befragten Deutschen belegt.

Ingesamt konstatiert der EMC-Datenschutzindex Widersprüche zwischen Anspruch und eigenem Verhalten. 85 Prozent der Teilnehmer etwa finden die "Nutzung digitaler Technologien für den Schutz vor terroristischen und/oder kriminellen Aktivitäten" gut; nur 54 Prozent wären aber bereit, hierfür zumindest teilweise Einschränkungen beim Datenschutz hinzunehmen. Mehr als die Hälfte der Befragten räumte ein, schon einmal ein Datenschutzproblem (gehackter E-Mail-Account, verlorenes oder gestohlenes Mobiltelefon, gehacktes Social-Media-Konto etc.) gehabt zu haben Trotzdem unternehmen viele nichts, um sich besser zu schützen. Und soziale Netzwerke werden immer stärker genutzt, obwohl die Studienteilnehmer hier keinen sorgsamen Umgang mit ihren Daten erwarten.

"Die Studie zeigt, dass auch hierzulande Nachholbedarf besteht: Fast drei Viertel der Verbraucher ändern nicht regelmäßig ihre Passwörter, ein Drittel passt die Datenschutzoptionen in den sozialen Netzwerken nicht an und gibt so unnötige Daten preis", kommentiert Sabine Bendiek, Geschäftsführerin von EMC Deutschland.

Allgemein erwarten die von EMC befragten Verbraucher weniger Datenschutz: Weltweit bejahten 59 Prozent der Teilnehmer die Frage, ob sich ihr Datenschutz im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert habe. Eine große Mehrheit von 81 Prozent der Befragten erwartet überdies, dass der Datenschutz in den nächsten fünf Jahren noch weiter abnehmen wird; in Deutschland betrug dieser Wert sogar 88 Prozent. Bendiek sieht hier Gesellschaft und Wirtschaft gefragt, Verbraucher besser aufzuklären und Lösungen aufzuzeigen. Andernfalls werde das Vertrauen in die digitale Wirtschaft langfristig erodieren.

Aus der zurückhaltenden Verbrauchereinstellung hierzulande lasse sich aber auch eine mögliche Strategie für die deutsche IT-Industrie ableiten, ergänzt Matthias Hagen, Juniorprofessor für Big Data Analytics an der Bauhaus-Universität Weimar: "Da Datenschutz in Deutschland gesellschaftlich fest verankert ist, könnte 'Privacy by Design' in der Softwareentwicklung ein mögliches Differenzierungsmerkmal sein oder werden, das weltweit Marktchancen eröffnet."