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Thema des Tages

Dell holt sich die PC-Krone - in den USA

25.10.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die beiden konkurrierenden Marktforschungsinstitute Dataquest (Gartner Group) und International Data Corp. (IDC) stellen heute ihre Erhebungen zum PC-Markt im dritten Quartal vor. In den USA hat Direktanbieter Dell erstmals Platzhirsch Compaq auf den zweiten Rang verdrängt. In Europa sehen die britischen Marktforscher von Context Compaq allerdings weiterhin klar in Front.

Laut Dataquest konnte Dell im dritten Quartal in den USA 1,99 Millionen PCs verkaufen, eine Steigerung von 56,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Marktanteil des Direktanbieters schnellte deshalb von 13,4 auf 17,1 Prozent. Compaq steigerte seine Absätze von 1,43 Millionen um "nur" 24,9 Prozent auf 1,78 Millionen Rechner. Dadurch wuchs der Marktanteil der Texaner nur um 0,3 auf 15,3 Prozent. Auch Gateway profitiert vom direkten Vertrieb. Das Unternehmen von CEO (Chief Executive Officer) Ted Waitt verkaufte mit 1,09 Millionen PCs 40,1 Prozent mehr als vor Jahresfrist (778 000) und steigerte seinen Marktanteil damit von 8,2 auf 9,3 Prozent. Die beiden Branchenurgesteine Hewlett-Packard und IBM mußten beide Marktanteile abgeben: HP verkaufte zwar im dritten Quartal 955 000 PCs und damit 19,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (800 000), dennoch ging der Marktanteil des Herstellers aus Palo Alto um 0,2 auf 8,2 Prozent zurück. Noch drastischer fiel der Einbruch bei Big Blue aus: Die Armonker verkauften mit 890 000 PCs gerade 5,3 Prozent mehr als im dritten Quartal 1998 (845 000), der Marktanteil sank deswegen von 8,9 auf nur noch 7,6 Prozent.

Auch bei globaler Betrachtung holt Direktanbieter Dell mächtig auf. Compaq konnte zwar seine ausgelieferten Stückzahlen laut Dataquest um 18 Prozent steigern, verzeichnete beim Marktanteil jedoch einen leichten Rückgang um 0,6 auf 13 Prozent. Dell hingegen konnte dank eines deutlichen Stückzahlenwachstums 62 Prozent von seinen Marktanteil weltweit von acht auf elf Prozent steigern.

Regional gesehen zeigt sich vor allem der asiatisch-pazifische Raum von den Wirtschaftskrisen der vergangenen Jahre wieder deutlich erholt. Laut IDC wurden in Japan im dritten Quartal 1999 rund 37 Prozent mehr PCs abgesetzt als vor Jahresfrist, im übrigen Asien wurden sogar 38 Prozent mehr PCs verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der US-Markt wuchs insgesamt um 23 Prozent, Europa liegt mit lediglich 16 Prozent deutlich hinter dem "Rest der Welt".

Europa: Compaq vor Fujitsu Siemens

Das britische Context-Institut ist hier etwas optimistischer. In seinen ebenfalls heute veröffentlichten vorläufigen Zahlen konstatiert es eine "gesunde Wachstumsrate" von 19,3 Prozent auf fast 6,5 Millionen Versandeinheiten. Befürchtungen, das Jahr-2000-Problem drücke auf den PC-Markt, hätten sich damit erfreulicherweise nicht bestätigt, meint Context.

Die Briten plazieren Compaq mit 1,17 Millionen verkauften PCs und einem Marktanteil von 18,2 Prozent auf Rang eins. Das neue Joint-venture Fujitsu Siemens erreicht mit 904 000 Einheiten auf einen Schlag 14 Prozent Marktanteil und damit Platz zwei. Das direkte Geschäftsmodell von Dell zündet in Europa noch immer nicht so phänomenal wie in den USA - das Unternehmen verkaufte auf dem alten Kontinent laut Context 672 000 Rechner und erreichte damit einen Marktanteil von 10,4 Prozent. Auf den Plätzen folgen IBM (514 000 PCs, acht Prozent Marktanteil) und Hewlett-Packard (459 000 PCs, 7,1 Prozent Marktanteil).

In Deutschland wurden mit 1 552 000 Einheiten im dritten Quartal 1999 laut Context die meisten PCs verkauft, dies entspricht einem Wachstum von 20,7 Prozent. Der britische Markt legte mit 22 Prozent noch ein wenig stärker zu, im Vereinigten Königreich wurden 1,357 Millionen PCs verkauft. Die Millionengrenze durchbrachen auch die französischen PC-Käufer, die im dritten Quartal 1,102 Millionen PCs erwarben (plus 18,9 Prozent). Auf den Plätzen folgen die Niederlande (401 000 PCs, plus 22,8 Prozent) sowie Italien (360 000 PCs, plus 16,1 Prozent). Einen deutlichen Einbruch verzeichnet Context in Schweden. Dort wurden im dritten Quartal nur 232 000 Rechner und damit 23,5 Prozent weniger verkauft als vor einem Jahr.