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Datenbankgeschäft verhilft Oracle zu weiterem Wachstum

15.09.2004
Die aktuellen Quartalszahlen erklären, warum Oracle unbedingt Peoplesoft kaufen will: Der Umsatz mit der Unternehmenssoftware Applications ging im Jahresvergleich um 36 Prozent zurück.

Der US-Softwarekonzern Oracle hat im ersten Geschäftsquartal 2004/05 (Ende: 31. August) Umsatz und Gewinn dank der starken Nachfrage nach seiner Datenbanksoftware deutlich gesteigert. Wie das Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss bekannt gab, kletterte der Nettoprofit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 509 Millionen Dollar. Der Gewinn je Aktie stieg von acht auf zehn Cent – Analysten der Wall Street hatten laut Umfrage von Thomson First Call im Schnitt nur mit einem Plus von neun Cent je Anteil gerechnet. Die Einnahmen legten im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 2,22 Milliarden Dollar zu, lagen damit aber leicht unter den Markterwartungen von 2,23 Milliarden Dollar.

Verantwortlich für das Wachstum war erneut das Kerngeschäft Datenbanken. Dank der starken Nachfrage nach dem neuen Release "10-G" und der Clustering-Software Real Application Clusters (RAC) kletterten die Lizenzerlöse um 19 Prozent auf 494 Millionen Dollar. Oracles Vorteil gegenüber der Konkurrenz sei klar, erklärte President Charles Phillips: "Wir haben Grid, sie nicht."

Schwerer fiel es den Offiziellen, den weiteren Einbruch im Applikationsgeschäft zu erklären. Der Bereich verbuchte einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresabschnitt um neun Prozent auf 497 Millionen Dollar. Dabei sanken die Einnahmen aus neuen Softwareverkäufen um 36 Prozent auf 69 Millionen Dollar. Finanzchef Harry You wies darauf hin, dass die Lizenzerlöse ohne einen Großauftrag aus Russland im Vergleichsquartal 2003 nur um elf Prozent gesunken wären. Nichtsdestotrotz müsse Oracle an diesem Problem arbeiten, erklärte You. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Sparte in den kommenden Quartalen wieder Zuwächse erzielen werde. Oracle-President Phillips fügte hinzu, dass die Company ihr Vertriebsteam für das Applikationsgeschäft neu aufstelle, indem jeder geografischen Region eine Mannschaft zugewiesen werde. Außerdem sei ein größeres Update für die "E-Business-Suite", Version 11i10, unterwegs.

Für Auftrieb soll auch die geplante Übernahme des Konkurrenten Peoplesoft sorgen. Obwohl ein US-Gericht die Kartellrechtsbedenken des US-Justizministeriums in der vergangenen Woche als unbegründet zurückgewiesen hatte, sieht das Unternehmen damit noch nicht alle Hindernisse beseitigt. So stehe eine entsprechende Entscheidung der EU-Kommission zu dem Deal noch aus, außerdem beginne in Kürze das Verfahren vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware über die Aufhebung von Peoplesofts "Poison Pill", einer Taktik des Unternehmens, die Übernahme durch zusätzlich anfallende Kosten zu erschweren.

Im laufenden zweiten Quartal rechnet Finanzchef You mit Einnahmen zwischen 2,58 Milliarden und 2,66 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie soll zirka 13 Cent betragen. Die Kunden seien etwas zurückhaltender mit ihren Investitionen geworden, erklärte Oracle-Chairman Jeff Henley. Dennoch gehe man von weiterem Wachstum aus.

Der zurückliegende Dreimonatszeitraum ist traditionell Oracles schwächstes Quartal, da sich das Geschäft in den Sommermonaten nach dem Endspurt der Vertriebsmitarbeiter zu Geschäftsjahresende wieder beruhigt. Entsprechend ging auch die operative Gewinnmarge des Datenbankriesen gegenüber dem vorangegangenen vierten Quartal von 46 auf 32 Prozent zurück, fiel aber um ein Prozent höher als im Vorjahreszeitraum aus. Ein wichtiger Faktor für die Marge stellt dabei das Wartungsgeschäft dar, wo Oracle eine Rendite von bis zu 90 Prozent erzielt. Im Berichtszeitraum kletterten Einnahmen aus Softwarewartung oder –Updates um 14 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar, das entspricht 53 Prozent der Gesamterlöse. Die Einnahmen aus Service und Beratung gingen dagegen um sieben beziehungsweise elf Prozent zurück. (mb)