Verschlüsselungsalgorithmen ohne Lizenzgebühren

Das Kryptografie-Patent RSA ist frei verfügbar

15.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Zum 20. September 2000 läuft nach 17 Jahren das Patentrecht für das asymmetrische Verschlüsselungsverfahren "RSA" aus. Damit können Kryptoentwickler den Algorithmus in eigene Produkte implementieren, ohne Lizenzgebühren an die RSA Security Inc. zahlen zu müssen.

Benutzt wird der Algorithmus bisher zur Implementierung von Secure Socket Layer (SSL), für die Verschlüsselung von E-Mails (S/MIME), in Zahlungssystemen und Virtual Private Networks (VPNs). Um einen RSA-Schlüssel zu knacken, müssten aus dem Produkt zweier Primzahlen mit jeweils mindestens 300 Dezimalstellen die Faktoren ermittelt werden.

Das Verschlüsselungsverfahren, mit dem sich auch digitale Signaturen erzeugen lassen, wurde 1978 von den Forschern Ron Rivest, Adi Shamir und Leonhard Adleman veröffentlicht. Sie waren mit ihren Kürzeln auch die Namensgeber des Algorithmus, für den das MIT im Jahr 1983 das Patent Nr. 4.405.829 erhielt. RSA Security (siehe Seite 39) bekam eine Exklusivlizenz. In Europa brauchten Nutzer jedoch keine Gebühren an RSA zahlen. Das allerdings half wenig, wenn eine Firma ihr Geschäft international betreiben wollte.

Marktbeobachter schätzen die Freigabe, die RSA Security bereits in der vergangenen Woche veranlasste, unterschiedlich ein. Während die einen betonen, an der Abhängigkeit von RSA Security ändere sich nur wenig, da deren Entwicklungs-Tool "B Safe" weiterhin kostenpflichtig bleibt, hält beispielsweise David Thomson, Analyst der in Stamford, Connecticut, beheimateten Meta Group, den Wegfall der Lizenz für eine "große Sache". Eine Reihe von IT-Anbietern hätte ihre Produktpläne aufgrund der Restriktionen von RSA Security fallen gelassen, so der Marktbeobachter. Zumindest der irische RSA-Wettbewerber Baltimore Technologies aus Dublin sieht seine Marktchancen nun wachsen.