Das Hundert-mal-hundert-Programm

07.09.2005
Es gibt zu wenig deutsche IT-Unternehmen, die ihre Produkte erfolgreich ins Ausland ausführen, sagt August-Wilhelm Scheer, Gründer der IDS Scheer AG und Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Saarbrücken. Bei uns landeten erfolgversprechende Unternehmen entweder in der Konkursstatistik, oder ihre Technologien und Kunden würden von ausländischen Akquisiteuren und Fondsgesellschafen abgezogen.

Zehntausende deutscher Hochschulabsolventen und Berufseinsteiger gingen inzwischen lieber nach England, Australien, in die USA oder einfach ins Nachbarland Österreich, weil sie dort mehr Chancen hätten. Um diesen Negativtrend zu stoppen, schlägt Scheer das Programm "100 mal 100" vor: 100 deutsche Hightech-Unternehmen sollen bis zum Ende des Jahrzehnts auf einen Umsatz von jeweils 100 Millionen Euro gehoben werden, so dass sie international wettbewerbsfähig werden.

Um dieses große Ziele zu erreichen, empfiehlt Scheer "einen Strauß vieler - für sich genommen auch kleiner - Maßnahmen, die aber durch ihre Koordination zu einem wirkungsvollen Programm werden":

  • Ausschreibung des Programms mit Festlegung der Hightech-Branchen und Auswahl der Unternehmen anhand nachgewiesener Anfangserfolge und Aussicht auf beschleunigtes Wachstum.

  • Bereitstellung von Mitteln zur Bürokratiearmen Wachstumsfinanzierung.

  • Stundung oder Erlass von Steuern für einen bestimmten Zeitraum (wie in Frankreich).

  • Gewährung von Prämien für Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (wie in Österreich).

  • Organisation spezieller Roadshows zu wichtigen Auslandsmärkten mit Betreuung durch hochrangige Politiker und Wirtschaftsvertreter.

  • Verpflichtung ausländischer Unternehmen, die aufgrund ihrer starken Marktstellung Aufträge aus dem öffentlichen Bereich erhalten, dazu, dass sie die geförderten Firmen als Partner an den Projekten beteiligen und ihre Vertriebskanäle für sie öffnen.

  • Konzentration der be- gleitenden Wirtschafts- delegationen von Politikerreisen auf die im Sinne des Programms förderungswürdigen Unternehmen.

  • Wechselnde Produktausstellungen und Firmenpräsentationen in den deutschen Botschaften wichtiger Auslandsmärkte.

  • Gezielte Nutzung der bestehenden Wirtschaftsnetzwerke (Industrie- und Handelskammern, Verbände) sowie der Diplomatie (Botschaften, Konsulate), Kultur (Goetheinstitute) und Forschung (Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft) zur internationalen Markteindringung.

  • Organisation von Kontaktbörsen und -veranstaltungen mit hochrangigen Vertretern erfolgreicher deutscher Großunternehmen zur Begründung von Produktkooperationen.

  • Um dem Programm die notwendige Autorität und Aufmerksamkeit zu geben, wäre laut Scheer zu wünschen, dass der Bundespräsident die Patenschaft und herausragende Vertreter aus Wirtschaft und Forschung die Verantwortung für die Umsetzung übernehmen.