Jürgen Kaesberg x Dr. Johannes Heidenhain

Das große Bild im Auge behalten

04.11.2005
Von Gudrun Schulz
Bei schwierigen Detaillösungen kann der Gesamtzusammenhang schon mal aus den Augen verloren werden. Doch Jürgen Kaesberg kann das nicht passieren: Er setzt auf das Prinzip des "Big Picture".

Für Kaesberg stehen zwar Ergebnis und Technik bei seiner Arbeit im Vordergrund. Entscheidender ist es aber für den CIO, die richtige Balance zu finden. "Eine gute IT kann jeder betreiben, wenn er unbegrenzte Ressourcen hat. Allerdings ist es keine Kunst, Kosten einzusparen, wenn schlechte Ergebnisse akzeptiert werden." Der 45-Jährige leitet den Bereich IT und Organisation der Dr. Johannes Heidenhain GmbH, die Längen- und Winkelgeräte, Drehgeber sowie Positionsanzeigen für Werkzeugmaschinen und automatisierte Anlagen produziert. Eine Herausforderung war für Kaesberg rückblickend die weltweite ERP-Standardisierung, verbunden mit dem Aufbau einer Middleware und der Einführung der ERP-Software bei Fertigungstöchtern in Europa, den USA und Asien.

In einem japanischen Fertigungsbetrieb mit rund 250 Mitarbeitern galt es dabei nicht nur, kulturelle Unterschiede zu überwinden. "Es mussten Insellösungen zugunsten einer integrierten Arbeitsweise aufgegeben werden", erklärt Kaesberg. "Hier ist es wichtig, Leute zu haben, die mit gutem Beispiel vorangehen und die Etablierung eines neuen Systems mit vorantreiben." Angesichts der zahlreichen Heidenhain-Landesgesellschaften mit insgesamt 6000 Mitarbeitern kann nicht jeder Schritt mit der Konzernstrategie abgestimmt werden. "Die DV-Mitarbeiter in den 120 Lokationen müssen vor Ort viele Themen bearbeiten, die in der Zentrale von verschiedenen Leuten getragen werden. Trotzdem ist ein gemeinsames Denken erforderlich, das nicht zwischen ,dein’ und ,mein’ unterscheidet."

Kaesberg arbeitet deshalb gern mit dem so genannten Big Picture - einer Methode, die die Zusammenhänge und komplexe Arbeitsweisen transparent macht. Das Prinzip dahinter: Auch bei schwierigen Detaillösungen darf der Gesamtzusammenhang nicht aus den Augen verloren werden. Kaesberg: "Weniger DV-Lösungen umzusetzen kann manchmal hilfreicher sein."

Das wichtigste Projekt der vergangenen Jahre ist für den CIO zugleich das der Zukunft. "Unser Ziel ist es, die IT im Konzern so aufzustellen, dass wir Anforderungen schnell und zielgerichtet umsetzen können." Künftig will er die IT noch stärker zentral ausrichten und weiter konsolidieren, beispielsweise durch Hubs in Europa, Asien und Amerika. Sein Konzept dabei: "IT-Experten in der Zentrale und IT-Allrounder in den Lokationen, die Anordnungen in neue Konzepte umsetzen oder mit bestehenden Softwarelösungen anbieten." n

Gudrun Schulz