:Satire

CW-Wert

17.10.1997

Hurra - reich werden per Mausklick ist nicht länger eine Utopie. Paradiesische Zustände herrschen neuerdings im Internet, seit Anbieter wie Cybergold jeden Web-Surfer fürs Anklicken von Online-Werbung bezahlen. Mit ihren unmoralischen Angeboten treffen sie die Achillesferse selbst der hartgesottensten Kommerz-Verweigerer: das Portemonnaie. Sie versprechen nicht das Blaue vom Himmel herunter, sondern Bares in die Tasche. Jeder, der sich eine frei Haus gelieferte Werbesendung ansieht, bekommt von Cybergold je nach Schmerzpegel eine Summe von 50 Cent bis fünf Dollar gutgeschrieben - sogar aufs Kreditkartenkonto. Nie war Geldverdienen einfacher. Hat der Web-User mit einem kleinen Frage-Antwort-Spiel bewiesen, daß er den Sinn der frohen Botschaft verstanden hat, legt das werbetreibende Unternehmen noch ein paar Dollar drauf. Völlig neue Konkurrenzsituationen werden entstehen: Gates bietet fürs Betrachten der Internet-Explorer-Werbung vier Dollar, Netscape hält mit fünf dagegen. Was mag nur in die Unternehmen gefahren sein, daß sie bares Geld beinahe fürs Nichtstun aus dem Fenster werfen? Schließlich bekommen sie von den Nutzern nichts weiter als einige selbstverständlich ganz harmlose persönliche Daten wie Anschrift oder E-Mail-Adresse. Die Web-Surfer reiben sich die Hände und trainieren Zeigefinger und Sitzfleisch. Längst sollen die ersten ihren Job gekündigt und sich ein beachtliches Werbe-Vermögen zusammengeklickt haben.