CW-Kompass-Initiative gegruendet Deutsche Standardsoftware soll prozessorientiert werden

24.03.1995

HANNOVER (wm) - 65 deutsche Softwarehersteller wollen sich am CW- Kompass beteiligen - einer Studie, die Staerken und Schwaechen von Unternehmenssoftware offenlegen soll. Mit den von der Unternehmensberatung Bading & Wiessner, Koenigstein, aufbereiteten Ergebnissen sollen kleine und mittelstaendische Firmen ihre massgeschneiderte Anwendungsumgebung zusammenstellen koennen.

Lothar Bading, der Geschaeftsfuehrer der Unternehmensberatung Bading & Wiessner, will mit einem etwa 20koepfigen Team die Standardsoftware inlaendischer Anbieter analysieren, um daraus das Modell einer prozessorientierten Firma abzuleiten. "Die deutschen Softwarehaeuser haben jahrzehntelang die Ablaeufe in Unternehmen untersucht und in Programme gegossen", so Bading weiter. "Wenn wir wissen wollen, wie ein Unternehmen in Deutschland funktioniert, muessen wir uns diese Programme vornehmen."

Aus der Analyse will Bading dann das Schema eines prozessorientierten Unternehmens gewinnen und daran erlaeutern, wo die einzelnen Standardsoftwarepakete ihre Vorteile haben. Die Auswahl einer Unternehmenssoftware werde erheblich einfacher, man muesse nur noch Checklisten ausfuellen und diese mit dem CW-Kompass abgleichen.

Auf der Gruendungsveranstaltung in Hannover gab es aber bereits an dieser Vorgehensweise Kritik: "Wahrscheinlich ist dieses Referenzmodell doch stark an der SAP-Software ausgerichtet", vermutet Helmut Eifert, Marketing- und Entwicklungsleiter der Straessle GmbH in Stuttgart. Es sei zu befuerchten, dass die SAP- Software im CW-Kompass in einem zu guenstigen Licht erscheinen werde.

Bading und Alexander Bojanowski vom Bundesverband Informationstechnik (BVIT) versicherten demgegenueber, dass sie beide ueber die Neutralitaet des Referenzmodells wachen wollten. "Wenn unser Modell einen Hersteller bevorzugen wuerde, dann waere es schon jetzt tot", konterte Bading. Ausserdem lud er alle Softwarehersteller ein, das bisher Erreichte zu begutachten und sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Trotzdem blieben auch bei anderen Herstellern Zweifel. Gunter Strickert, Produkt-Manager bei der Firma Weigang MCS in Diekholzen, sieht zum Beispiel methodische Schwaechen: "Wenn die Angaben der Softwarehersteller ueber ihre Produkte ungeprueft bleiben, dann ist doch zu erwarten, dass die Informationen im CW- Kompass geschoent werden." Bading erwiderte mit einem Verweis auf die Arbeit, die seine Unternehmensberatung bisher geleistet habe: "Da die Informationen auf der Auswertung von Handbuechern beruhen, sehe ich diese Gefahr nicht - oder nur insoweit, wie auch die heute erhaeltlichen Handbuecher irrefuehrend sind."