Bahn stärkt ITS mit 150-Millionen-Mark-Auftrag

Computer-Fahrkarte in die Zukunft

19.03.1976

MÜNCHEN - Am 5. April wird es auf dem Würzburger Hauptbahnhof zum erstenmal "Fahrkarten vom Computer"' geben: Hier wird die Testinstallation für das größte in der Bundesrepublik geplante technische Informationssystem erfolgen. Den ersten Auftrag dafür hat die Deutsche Bundesbahn jetzt vergeben: Triumph-Adler soll rund 4000 Terminals im Gesamtwert von mehr als 150 Millionen Mark liefern.

Bis 1980 soll die erste Stufe des "Integrierten Transportsteuersystems" (ITS) fertiggestellt sein. Sie umfaßt Frachtabrechnung für den Güterverkehr (Frachtgut) an künftig noch etwa 400 Stückgutbahnhöfen und das Fahrzeug-Informations- und Vormeldesystem sowie die Zuglaufmeldung und -überwachung. Parallel dazu läuft die zweite Ausbaustufe an: Rechnergesteuerte Fahrausweis-Bestellung an etwa 350 Bahnhöfen mit hohem Personenverkehrsaufkommen.

Für die Fahrkartenausgabe am Terminal wurden Fahrausweise mit neuem Design im Format DIN A 7 entwickelt - sie entsprechen in der Größe ungefähr den bisher zur manuellen Ausfertigung verwendeten Blanko-Ausweisen. Am Schalter werden Zielbahnhof, Termin, Tarif. Reiseweg etc. eingegeben - der Fahrausweis wird automatisch ausgedruckt. Ergänzende Rationalisierungsmaßnahme: Fahrkarten für Entfernungen unter 50 Kilometer soll es künftig nur noch an Automaten geben - diese Aktion läuft parallel zum ITS.

Automatisch "Anstöße"

Das Melde- und Überwachungssystem für Fahrzeuge und Züge soll automatisch "Anstöße" für richtige Dispositionen vermitteln, wenn beispielsweise ein Zug Verspätung hat und deswegen Anschlußzüge warten oder zusätzliche Lokomotiven bereitgestellt werden müssen.

Die Terminals, um die sich anfangs 17 Firmen und nach einer Vorauswahl noch 4 Anbieter bewarben, wurde in fünfjähriger Zusammenarbeit von Bundesbahn, Nixdorf und Triumph-Adler entwickelt. Am Schluß stand ein 120 Seiten starkes Pflichtheft, in den alle Anforderungen an die Geräte zusammengefaßt waren. Gewählt wurde jetzt die von Triumph-Adler vorgeschlagene Version, die auf der TA 1000 basiert. Es handelt sich um Terminals mit alphanumerischer Tastatur, Sichtgerät und Mosaikdrucker, die je nach Einsatzart mit unterschiedlich großen Speichern, ein bis zwei Floppy-Laufwerken und/oder Lichtgriffel (für schnelle Dateneingabe an Fahrkartenschaltern) ausgerüstet sind. Alle Terminals sind DFÜ-fähig und sollen im Endausbau an ein großes Netz angeschlossen werden, zu dem noch 90 Konzentratoren, 9 Regionalrechner bei den Bundesbahndirektionen sowie ein Zentralrechner in Frankfurt gehören werden. Die Entscheidung bei der Hardwareauswahl für diese Anlagen ist bisher noch nicht gefallen. Vorgesehen ist, alle "Transportfälle" des Güter- und Personenverkehrs bei der Bundesbahn über ITS abzuwickeln.

Die Terminals werden teils offline, teils online arbeiten: Bei der Fahrkartenausgabe rechnet die Bundesbahn beispielsweise damit, daß 70 Prozent der Fälle offline abgewickelt werden können - der Rest muß durch Online-Zugriff zum Frankfurter Zentralrechner erledigt werden. Das ist dann der Fall, wenn ein Kunde "zickzack" reisen oder von München nach Friedrichshafen mit der Bahn und von dort mit einem Bodenseedampfer in die Schweiz weiterfahren möchte. -py