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Compaq feuert Pfeiffer und Mason

19.04.1999
Aufsichtsrat reagiert auf Gewinnwarnung

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In einem überraschenden Schritt hat der texanische PC-Riese Compaq Computer seine beiden Top-Manager um Rücktritt gebeten. Sowohl CEO (Chief Executive Officer) Eckhard Pfeiffer als auch Chief Financial Officer (CFO) Earl Mason müssen ihren Hut nehmen. Grund ist anscheinend das unerwartet schlechte Abschneiden der Herstellers, der für das laufende Quartal eine drastische Gewinnwarnung ausgesprochen hatte (CW Infonet berichtete).

"Wir haben hervorragende Technik und ein tolles Team. Es ist eine Enttäuschung, daß wir nicht besser dastehen", erklärte Chairman Benjamin Rosen, der gemeinsam mit Frank Doyle (Ex General Electric) und Robert Enloe vorübergehend die Leitung des Unternehmens übernehmen wird. "Wir brauchen jemanden mit einer Vision, die funktioniert." Die Suche für einen Pfeiffer-Nachfolger hat bereits begonnen. Als potentielle Kandidaten hat das "Wall Street Journal" den SGI-Chef Rick Beluzzo (vormals HP), Richard Notebaert von Ameritech und den General-Electric-Mann James McNerny ins Gespräch gebracht. Mason wechselt als CEO zu Alliance Food in Chikago, seine Nachfolge übernimmt zunächst kommissarisch der bisherige Schatzmeister Ben Wells.

Nach Ansicht von Rosen, der von Insidern ohnehin als heimlicher Herrscher über Compaq betrachtet wird und dem man auch den Abgang von Pfeiffer-Vorgänger Rod Canion im Jahre 1991 zuschreibt, braucht es ein anderes Manager-Kaliber als Pfeiffer, um Compaq wieder auf Kurs zu bringen. "Die Company ist viel komplexer geworden als noch vor zwei Jahren. Es braucht nun andere Fähigkeiten, um das Unternehmen so erfolgreich zu machen wie es sein sollte", erklärte Rosen mit Anspielung auf die Übernahmen von Tandem und Digital Equipment.

Die Finanzwelt hat auf den Schritt von Compaq bereits gehofft. Es gelte, einen neuen Anfang in den zerrütteten Beziehungen zwischen dem Unternehmen und der Wall Street zu machen, meint Ashok Kumar von US Bancorp Piper Jaffray: "Es gab so viel böses Blut zwischen dem alten Management und der Street, daß einfach nicht anderes zu machen war."