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CeBIT in immer stärkerem Wettbewerb mit anderen Messen

14.03.2006
Der weltgrößten Computerfachmesse CeBIT droht immer stärkere Konkurrenz von anderen Branchentreffen im In- und Ausland. Außerdem hat die Hannoveraner Veranstaltung nicht mehr vor allem Geschäftskunden im Visier, sondern zunehmend Privatleute.

Denn die Unterhaltungselektronik-Branche wächst stark. Dieser Bereich nimmt auf der CeBIT, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert, immer mehr Raum ein. Experten sprechen von einem Spagat, den Unternehmen auf der CeBIT wagen müssen. Es gebe Befürchtungen, dass dies die Bedeutung der Messe schwächen könnte.

Die Telekomindustrie blickt immer mehr auf die Mobilfunkmesse 3GSM, die in diesem Jahr erstmals nicht im kleineren Cannes, sondern in Barcelona stattfand. Unternehmen warteten nicht mehr auf die CeBIT, um Neuigkeiten vorzustellen, sondern taten dies bereits auf der 3GSM World Congress im Februar. Zwischen den beiden Messen lag nur knapp ein Monat. Der CeBIT droht auch aus den USA und Berlin Konkurrenz. Anfang des Jahres trafen sich Vertreter der Unterhaltungselektronik-Branche in Las Vegas zur Consumer Electronics Show (CES). Im September lädt dann die Internationale Funkausstellung IFA nach Berlin ein. Die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik soll nach dem Willen ihrer Veranstalter - der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) und der Messe Berlin - nun jährlich ihre Pforten öffnen.

Die Messe bekomme zusehends Konkurrenz von der IFA, sagt der Chef des Computerherstellers Fujitsu Siemens, Bernd Bischoff. "Die CeBIT ist zwar immer noch mit Abstand die größte IT-Messe der Welt", betont er. "Es kommen aber wesentlich weniger Großkunden von uns zur CeBIT als früher." Und Christian Unterberger, der im Siemens-Bereich Communications (Com) die Festnetzsparte leitet, warnt: "Die CeBIT muss aufpassen, dass Events wie die 3GSM der CeBIT nicht den Rang ablaufen. Die 3GSM war fast internationaler als die CeBIT, was Kundenbesuche angeht."

Eine andere Sicht hat Vorstand Claus Heinrich vom weltgrößten Unternehmenssoftware-Hersteller SAP, der in Walldorf seinen Firmensitz hat. "Der Wert der CeBIT steigt für uns, weil wir uns immer mehr an den Mittelstand wenden", sagte Heinrich in Hannover. "Hier bekommen wir die Laufkundschaft, auf die wir früher gar nicht so viel Wert gelegt haben." Früher sei es SAP weniger um Endnutzer als um Entscheidungsträger gegangen.

Lob für den Hannoveraner Branchentreff kommt auch aus Amerika. "Die CeBIT ist einzigartig", sagt der Vertriebschef des US-amerikanischen Computerherstellers Sun Microsystems, Anil Gadre. "Wir gehen als Unternehmen fast überhaupt nicht mehr auf Messen, sondern organisieren eigene Veranstaltungen." Überzeugend seien die Besucherzahlen der CeBIT. Letztlich gehe es darum, was es koste, Kunden zu erreichen. In Hannover ließen sich viele gute Gespräche führen.

IBM-Vizepräsident Douglas Balog streicht einen weiteren Aspekt der "unglaublich wichtigen Messe" heraus: "Wo könnte man in Europa sonst hingehen, um sich einen Überblick über die neuen Entwicklungen in der IT-Branche zu verschaffen?" Die Mischung von Unterhaltungselektronik, Mobilfunk und Informationstechnik (IT) bringe Innovationen voran. Ein Beispiel: "Mobiltelefone sind vom Verbrauchergerät zum Business-Instrument geworden."

Derartige lobende Worte dürften den Chef des deutschen Branchenverbands BITKOM, Willi Berchtold, freuen. In Hannover wurde er nicht müde, die Tragweite der weltgrößten Computerfachmesse hervorzuheben. "Die Bedeutung der CeBIT für den Hightech-Standort Deutschland ist nicht zu überschätzen", sagte Berchtold. "Sie ist ein Juwel für unser Land." Die Internationalität der Messe sei "absolut unübertroffen". Der Verbandschef verweist auf die Aussteller. Von den rund 6.300 Ausstellern seien 2006 mehr als die Hälfte aus dem Ausland gekommen. (dpa/tc)