Gastkommentar

Beruf: Projekt-Manager

10.07.1998

Haben Sie nicht auch schon Hunderte Male erfolglos versucht, Ihren Kindern beizubringen, abends pünklich ins Bett zu gehen? Vor einer ähnlichen Situation stehen die Verantwortlichen von Entwicklungsprojekten, weil auch sie Einstellungs- und Verhaltensänderungen bewirken müssen. Zum Beispiel sollen Anwender ad hoc mit einem völlig neuen System arbeiten oder Projektmitarbeiter aus der Wartung kreativ werden.

Dies stellt erweiterte Anforderungen an den Projektleiter. Während er sich gestern noch in Konzeption und Realisierung als eine Art erster Sachbearbeiter betätigte, ist heute ein routinierter Umgang mit allen Formen der Kommunikation sowie eine umfassende Organisations- und Sozialkompetenz unabdingbar, daraus folgen dann Überzeugungskraft, Einfühlungsvermögen und eine "Zugpferd"-Persönlichkeit.

Eine besondere Brisanz ergibt sich auch aus der Tatsache, daß viele Projekte bestehende Strukturen eines Unternehmens überlagern. Blockaden der Zusammenarbeit und eine gesteuerte Gerüchteküche sind dann oft beobachtete Auswirkungen. Nur mit dem Instinkt eines routinierten Projektleiters für die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt sind solche Hürden zu nehmen. Darüber hinaus wird die Fähigkeit, Mitarbeiter anhaltend für die Projektthemen zu begeistern sowie Stimmungen und projektkonkurrierende Erwartungshaltungen als hemmende Faktoren zu erkennen, entscheidend zum Erfolg der oft unternehmenskritischen Projekte beitragen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, daß Projekt-Management zu einem eigenen Beruf mit verändertem Berufsbild geworden ist, daß es nicht mehr genügt, Projekte mal eben so mitzumachen.