Beispiel DEC: Grautier

10.07.1987

Dieter Eckbauer

In den USA steht erneut die DEC-Position zur Debatte. Eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, daß die Digital Equipment Corp. drüben gegenüber Big Blue zuletzt an Boden gewonnen hatte mit ihrer "Digital-has-it-now"Aussage - Anspielung auf die eklatante Networking-Schwäche der IBM im Abteilungsrechnermarkt (8100, 4300, Systeme /36 und /38).

Der Wandel der Situation im Transaction-Processing-Bereich im Vergleich zu den 70er Jahren liegt darin, daß "schwarze Kästen" auf Mikroprozessorbasis, wie die MicroVAX II von DEC, schnell und problemlos zu Mehrrechnernetzen verbunden werden können. Das hat die IBM Marktanteile gekostet.

Nach dem Communications-Rundumschlag des Mainframe-Riesen (CW 26), der die 9370 aufwerten soll, sehen nicht wenige US-Branchenanalysten DEC bereits an Einfluß verlieren (siehe oben), Daß die Olsen-Company unter Druck geraten könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Was dazu an vermeintlichen Fakten in Umlauf ist (eine wiedererstarkte IBM!), hält vorerst einer genaueren Prüfung nicht Stand. DEC ist vielmehr durch Selbstverschulden in Beweisnot geraten ("Digital has it now! ").

Es soll ja schon vorgekommen sein, daß Esel verhungert sind, weil sie sich - vor der Wahl, Hafer oder Gerste zu käuen - nicht entscheiden konnten DEC ähnelt dem Grautier: Was tun? Man kann auf die SNA/SAA-Generallinie der IBM- 370-Politik einschwenken. Man kann

sich der OSI/Unix-Gruppe anschließen. Man kann aber auch bockig sein und auf dem eigenen VMS/Ultrix-Standpunkt beharren. Das alles kann man tun. Ob DEC davon auch satt wird?