Bei SNI eine Wende zum Besseren noch nicht absehbar

27.11.1992

Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG kämpft weiter mit roten Zahlen. Das am 30. September 1992 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 1991/92 brachte einen Verlust von 531 Millionen Mark. Das Ergebnis liegt zwar unter dem Verlust des Vorjahres (781 Millionen Mark), verfehlt aber trotzdem das noch im März definierte Ziel einer Halbierung des Vorjahresverlustes deutlich (vgl. CW Nr.47 vom 20.November 1992, Seite 1, "Der Silberstreif am Horizont wird für SNI immer schmaler").

Auslastungsprobleme und Preisverfall haben zu dem Verlust geführt. Bei einem Umsatz von 14,5 Milliarden Mark wäre der Break-even-Punkt erreicht worden. Statt dessen wurden 13 Milliarden Mark erwirtschaftet, die Auslastung der Werke sank durchschnittlich von 70 auf 60 Prozent. Der Auftragseingang lag 1991/92 ebenfalls unter dem des Vorjahrs, so daß es schwer fallen dürfte, das laufende Geschäftsjahr 1992/93 ausgeglichen abzuschließen. Folgerichtig verweigert das Unternehmen Prognosen darüber, wann es wieder schwarze Zahlen schreiben wird.

Die Umtauschaktion von SNI-Aktien in Siemens-Aktien beziehungsweise die Abfindung der SNI-Aktionäre ist noch nicht abgeschlossen. Im September befanden sich noch knapp 500 000 SNI-Aktien in Streubesitz. Dies entspricht etwa einem Viertel der zum Zeitpunkt der Eingliederung der SNI-AG in die Siemens-AG im Streubesitz befindlichen Stücke.

Darüber hinaus haben Kleinaktionäre der SNI das Oberlandesgericht Hamm angerufen. Die Eingliederung der SNI in den Siemens-Konzern wird angefochten. Im wesentlichen soll die Bewertung des als Sacheinlage in die SNI eingebrachten Siemens-Bereichs Daten- und Informationstechnik überprüft werden. Die negative Entwicklung verschlechtert die Ausgangposition der Anfechtungskläger.

Aufgrund der vorläufigen Zahlen der SNI muß man davon ausgehen, daß der Verlust des abgeschlossenen Geschäftsjahres etwa ein Drittel des am 30. September vorhandenen SNI-Eigenkapitals von 1,509 Milliarden Mark ausmacht. Wäre die SNI AG nicht in den Siemens-Konzern eingegliedert worden, sondern noch börsennotiert, wäre der Kurs nach dem jüngsten Verlustabschluß wohl unter die 100-Mark-Grenze gefallen.

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*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesselschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo. Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.