Jürgen Pulm x Bank Julius Bär

Basisarbeit lohnt sich

16.11.2005
Standardisierung legt das Fundament für die Integration fremder Banksysteme.

Die Bankenszene ist in Bewegung - in der Schweiz wie anderswo. So übernahm die Züricher Bank Julius Bär kürzlich von der UBS drei Privatbanken sowie den britschen Asset-Management-Spezialisten GAM. Auf den Leiter IT und Bankbetrieb, Jürgen Pulm, kommt also Mehrarbeit zu: Das Mitglied des erweiterten Konzernvorstands muss sich nun auch um das Management der Schnittstellen zu den akquirierten Banken sowie um die Integration der Back-Office- und IT-Bereiche kümmern.

Jürgen Pulm

Wichtigstes Projekt: Umbau der IT vom Technologie- zum Service-Provider und Business-Enabler;

IT-Strategie: zentrale Organisation, standardisierte Umgebung und Governance;

Ein CIO muss …die wirtschaftliche "Optimalität" vor die technische "Ingenieursleistung" stellen.

Der promovierte Politologe wechselte Ende 2002 von der Credit Suisse zur Bank Julius Bär. Ohne Umschweife nahm er dort die Modernisierung der IT in die Hand: Als deren Ziel bezeichnet der 42-jährige die Umgestaltung von einem Technologie-fokussierten Cost Center zu einem "Service-Provider" und "Prozess-Enabler" für die Geschäftsbereiche. Schlüssel zum Erfolg waren die neuen Governance-Strukturen.

Es gelang Pulm, die Komplexität der IT-Landschaft dergestalt zu verringern, dass er die Betriebskosten pro Jahr um 20 Prozent senken konnte - ohne dass die Servicequalität darunter litt. Auf der Basis einer standardisierten IT-Umgebung führte er neue Bankensoftware ein. Aufgaben, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, lagerte er aus.

Als besonders fortschrittlich sieht Pulm seinen Arbeitgeber beispielsweise bei der vollautomatischen Abwicklung von Transaktionen und Arbeitsabläufen. Viele Bereiche der Bank könnten bereits hohe Kennzahlen in puncto Straight Through Processing (STP) vorweisen.

Die im September abgeschlossenen Akquisitionen lassen Pulms Bemühungen auf den ersten Blick wie Sisyphos-Arbeit aussehen. Doch die Vorarbeit, die der passionierte Hobby-Koch und seine 430-köpfige Mannschaft geleistet haben, wird sich auch bei der Integration der neuen Unternehmensbestandteile auszahlen. n

Karin Quack