Computex

Aus Netbooks sollen "Ultrabooks" werden

31.05.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die PC-Bauer und Zulieferer wie Intel versuchen, die durch das Aufkommen der Tablets gebeutelte Kategorie der Mini-Notebooks zu revitalisieren.

Auf der Computex in Taipeh wurden allerlei neue Geräte vorgestellt, die iPad und Co neue Konkurrenz machen sollen. Stoßrichtung sind dabei deutlich dünnere und leichtere Laptops mit Mainstream-Preispunkten und tablet-mäßigen Features wie Touchscreens und schnellen Einschaltzeiten.

Intel präsentiert auf der Computex nicht nur neue Prozessoren für solche Geräte, sondern schlägt auch einen neuen Namen für diese Gerätekategorie vor: "Ultrabooks" sollen sie heißen, wenn es nach dem Willen des weltgrößten Halbleiterproduzenten geht. Intel erwartet, dass sich bis Ende kommenden Jahres 40 Prozent aller Consumer-Notebook-Designs in diese Richtung bewegen. Den Anfang macht beispielsweise Asus mit seinem "UX21", das an der dicksten Stelle nur 1,7 Zentimeter dick ist.

Andere Hersteller versuchten schon vor der Computex, Aufmerksamkeit zu erheischen. Dell etwa kündigte in der vergangenen Woche seinen "XPS 15z" an, das der Hersteller als "das dünnste 15-Zoll-Notebook auf dem Markt bewarb" (allerdings nur, wenn man Apples Geräte nicht mitmisst). Und Hewlett-Packard kündigte am 9. Mai mit seinem "ProBook 5330m" ebenfalls ein Business-Notebook an, das nicht einmal 1 Zoll (2,54 Zentimeter) dick ist.

Intel hatte in der Vergangenheit schon einmal relativ vergeblich versucht, speziell für seine besonders stromsparende "ULV"-Prozessoren eine "Dünn-und-leicht"-Kategorie für ein paar hundert Dollar mehr zu etablieren. "Damals haben wir das Marketing nicht richtig hinbekommen", gesteht Thomas Kilroy ein, SVP und General Manager des Intel-Bereichs Sales and Marketing. Beim "Ultrabook" soll das nicht noch einmal passieren. "2010 wird es von Intel eine massive Kampagne geben."

Der Erfolg der Tablets ist laut "Wall Street Journal" bisher primär auf gesättigte Märkte wie die USA und Westeuropa beschränkt. Außerdem leisten sich hauptsächlich Gutverdiener solche Geräte - laut den Marktforscher von Nielsen verdienen 46 Prozent der Tablet-Käufer mehr als 100.000 Dollar im Jahr im Vergleich zu 33 Prozent bei Notebook-Kunden.

Das Intel-Management geht davon aus, dass die PC-Durchdringung in Schwellenmärkten mit steigenden Einkommen zunehmen wird, und setzt anderswo für neues Wachstum auf neue Designs. "Die Kategorie braucht etwas Energie", konzediert auf Rene Haas, beim Wettbewerber Nvidia als General Manager verantwortlich für die Notebook-Chips.

Unter anderem Apple stemmt sich bereits erfolgreich gegen den Trend: Der Hersteller verkaufte im zuletzt abgeschlossenen Quartal 28 Prozent mehr seiner hochpreisigen PCs, obwohl der Markt insgesamt um geschätzte drei Prozent schrumpfte. Andere Hersteller setzen eher auf deutlich fallende Preise. Derzeit kosten die Flachmänner nämlich noch eine Menge Geld - das MacBook Air von Apple und auch Dells neues XPS 15z gibt es ab 999 Dollar, für das Highend-Modell "Series 9" von Samsung muss man gar mindestens 1600 Dollar berappen.

Die weniger als 0,8 Zoll dicken Ultrabooks dürften dieses Jahr noch um die 1000 Dollar kosten. Intel-Mann Kilroy erwartet, dass sich die Preise im kommenden Jahr zwischen 699 und 799 Dollar einpendeln.

Intel will auf der Computex auch neue Chips für Tablets vorstellen. Dieses Segment dominieren bislang Designs des britischen Konkurrenten ARM. Intel-VP Seam Maloney hat für seine Keynote unter anderem einen Tablet-Prototypen mit der neuen "Medfield"-CPU auf Atom-Basis im Gepäck. Erste Medfield-Tablets dürften im ersten Halbjahr 2010 auf den Markt kommen.

Auch Advanced Micro Devices (AMD) wird wohl um ein Engagement im Tablet-Segment nicht herumkommen. "Wir wurden in diesen Markt hineingezogen", erklärte der für das Client Marketing zuständige Director John Taylor. Nvidia wiederum zielt mit seiner "Tegra"-Familie auf ARM-Basis auf Tablets, Smartphones - und künftige Notebooks. Roger Kay, Analyst bei Endpoint Technologies, wertet Intel "Ultrabook"-Bestrebungen daher auch primär als "Abwehrscharmützel, um ARM hier an einer Invation zu hindern".