US - Broker E. F. Hutton analysiert:

Amdahl - Aktie ein Risiko - Papier

27.05.1977

NEW YORK - "Reiner Zufall" kommentierte Heinz Nixdorf das Zusammentreffen des Einstiegs bei Entrex und des Verkaufs der 300000 Amdahl - Aktien aus dem Nixdorf-Poktefeuille. Rund 7, 5 bis 11,5 Millionen Dollar wollen die Paderborner für das Amdahl - Paket erlösen; Höchst/ Niedrigstkurs der Amdahl - Aktie im April: 25/ 38? Dollar. Anlaß für den Verkauf: "Wir konzentrieren uns ganz auf unser angestammtes Terminal - Geschäft", erläutert Nixdorf und resümiert: "Mit 4, 9 Prozent des Aktien - Kapitals von Amdahl haben wir ohnehin keinen Einfluß auf die Produktpolitik dieses Unternehmens." Ein mutmaßlich weiteres Motiv zur Trennung könnte allerdings die Amdahl - Analyse der US - Börsenmakler The First Boston Corporation und E. E. Hutton & Company Inc. geliefert haben, die die Amdahl - Aktie mit einem "hohen Grad an Risiko" behaftet sehen.

Hutton, der für Nixdorfs US - Geschäfte die Finanzierung organisiert, listete acht Risiko - Faktoren auf. 1: Die grundsätzliche Wettbewerbssituation - Amdahl hat keine Computer - Familie, sondern konzentrierte sich bislang ausschließlich darauf, ein Pendant zum IBM - Modell 370/ 168 anzubieten; 2: Amdahl muß neue Produkte entwickeln, um nach der IBM 3033 - Ankündigung (und möglicher weiterer IBM - Großrechner) gegenüber dem Marktführer überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben; 3: Amdahl hat derzeit keine Festaufträge, sondern lediglich Optionen mit Rücktrittsrecht; 4: Auch durch das bei

Amdahl neue Leasig - Konzept realisiert der kalifornische "David" seine Umsätze nunmehr langsamer und ist 5. somit durch hohe Vorfinanzierungsquoten belastet; 6: Amdahl ist potentiell gefährdet, solange die künftige IBM - Produktstrategie nicht bekannt ist; 7: Auch die Abhängigkeit von Fujitsu, der ja selbst Hersteller von Amdahl - Komponenten ist, wird von den Brokern negativ beurteilt; 8: In den Chef- Sesseln bei Amdahl sitzt nach wie vor das Management der ersten Stunde. Die notwendige Kontinuität der Unternehmenspolitik scheint bei anstehenden Revirements gefährdet.

Nixdorfs Abschied von Großrechner - Träumen beinhaltet auch Respekt vor IBM. Dazu "Großfürst Heinz": "Unsere Strategie, high - sophisticated- Usern mit Distributed - Processing - Paketen entgegenzukommen, ist eine Sache - sich aus dem IBM - Marktkuchen ein Stück herausschneiden zu wollen eine andere."