Wissen ist ein Management-Problem

13.06.2001
Von Eva-Katharina Kunst

Scheidet ein Mitarbeiter mit wertvollem Wissen aus, organisiert BMW Gespräche mit den Kollegen, die dessen Aufgaben weiterführen sollen. Das dabei transferierte Wissen wird nach Möglichkeit dokumentiert und steht dem Nachfolger als personalisierter Wissenspool zur Verfügung. Die Einarbeitungsarbeit lässt sich so verkürzen, Kosten werden gespart.

Der Wunsch, die passenden Informationen bereit zu haben, reißt auch schon einmal die Schranke zum Wettbewerber nieder: So greifen alle großen deutschen Automobilhersteller von BMW bis Volkswagen sowie ungefähr 30 Teile- und Systemlieferanten auf einen von Daimler-Chrysler aufgebauten Wissenspool zu - und machen das Projekt der Stuttgarter damit zum firmenübergreifenden Extranet.

Der schwäbische Weltkonzern hatte nämlich ein Problem zu lösen, das alle Automobilhersteller angeht: Die zahlreichen Vorschriften rund um die Fahrzeugtechnik ändern sich ständig.

40 Jahre lang mussten die Mitarbeiter in Loseblattsammlungen nachschlagen. Die Papierversion umfasste zuletzt 40 000 Seiten in mehr als 100 Ordnern; sie enthielt Richtlinien, Verordnungen und Gesetze für die Entwicklung, den Bau, die Zulassung und den Betrieb von Fahrzeugen.

Als Global Player muss Daimler-Chrysler zudem die unterschiedlich definierten Vorschriften aller Absätzmärkte im Auge behalten - mitsamt den internationalen oder supranationalen Regelungen.

Das Projekt "Gesetzestexte Online" (GSO) brachte Licht in den Aktendschungel. Seit Ende 2000 ist die Wissensdatenbank im Einsatz. Tritt beispielsweise in Argentinien eine neue Abgasverordnung in Kraft, sind die Abonnenten des Themas "Abgasemissionen" ebenso informiert wie die Anwender, die den Länderfilter "Argentinien" auswählen.