Windows Datacenter bleibt in der Nische

02.09.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Anderen passt die von Microsoft verfolgte "Scale-Up"-Strategie nicht ins Konzept. Dazu Dells Marketing-Managerin Susanne Schütz: "Wir verfolgen den Scale-Out-Ansatz und liefern Server mit maximal vier Prozessoren als Highend-Systeme aus, die bei Bedarf geclustert werden. Dafür reichen als Betriebssysteme die Standard oder Enterprise Edition von Windows Server 2003." Die Rechenzentrumsversion des Betriebsystems spiele bei Dell keine Rolle, könne aber bei Bedarf für ein Kundenprojekt angeboten werden, da die Zertifizierung für Itanium-Rechner vorliege.

Das große Geschäft war die Datacenter Edition für Microsoft bislang noch nicht. Ein Branchen-Insider bezeichnet die Verkaufserfolge mit dem Betriebssystem als "homöopathische Dosis im Vergleich zu den regulären Windows-Lizenzen". Auch für Chris Ingle, Marktforscher der IDC, ist die Software ein Nischenprodukt, das sich gerade erst zu etablieren beginnt: "Es gibt nicht viele Anwender, die nach einer großen Mehrprozessormaschine unter Windows Ausschau halten." Derzeit werde nicht in neue Systeme investiert, den Anwendern gehe es vielmehr darum, Bestehendes aufzurüsten statt umzusteigen.

Das Know-how liegt bei Unix

Das bestätigt Wolfgang Wendt, Leiter IBM xSeries Central Region, der neben der Wirtschaftslage auch technische Gründe für die zögerliche Annahme von Microsofts Datacenter ins Feld führt: "Microsoft konkurriert hier mit Unix und da ist der Kuchen weitgehend verteilt." Die Anwender haben Erfahrung mit Unix im Rechenzentrum und wollten nicht unnötig neues Know-how aufbauen. Das gelte insbesondere auch für die Implementierung und Wartung, wo heute Anwender selbst Hand anlegen und so Kosten sparen wollen. In vielen Firmen sei dafür das Verständnis für Unix-Systeme, nicht aber für Microsoft-Installationen vorhanden.

Zudem, so Wendt weiter, sei die Anzahl der für Datacenter verfügbaren Applikationen "sehr überschaubar". Die 32-Bit-Version von Datacenter und deren Einsatz für größere Datenbankanwendungen würden sich praktisch ausschließen - Ausnahme im SAP-Umfeld. Für die 64-Bit-Variante gelte, dass die Kunden nur mitmachen, wenn die unabhängigen Softwarehäuser ein entsprechendes Produktangebot bereitstellten.