Windows Datacenter bleibt in der Nische

02.09.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Horst Kanert, Programm-Manager Windows-Integrity-Server bei Hewlett-Packard (HP), lässt das Argument der fehlenden Software nicht gelten. "Alle Datenbanken, Middleware, Backup-Lösungen, Virenscanner und dergleichen sind in 64-Bit-Versionen verfügbar." Selbst 32-Bit-Code lässt sich seiner Meinung nach einfach auf den 64-Bit-Itanium-Prozessor bringen, wenn er bestimmten Programmierkonventionen folgt. Intel hat dazu Werkzeuge für die Recompilierung entwickelt und Microsoft stellt die "Profile Optimizer" im Rahmen von Visual Studio zur Verfügung, so dass die breitere Hardware den Programmen bis zu 70 Prozent Leistungsschub verleiht.

Kanerts Kollege Marc Stoelting, Microsoft Business Manager bei HP, bestätigt aber, dass derzeit mit den Softwarehäusern gesprochen wird, die bislang Unix-Programme liefern. Es gehe darum, diese Applikationen auf .NET und Intel-CPUs mit 64-Bit zu portieren. Für HP ist es überlebenswichtig, möglichst viele Anwendungen auf Intel-Prozessoren anbieten zu können, da der Hersteller in Zukunft nur noch solche Maschinen entwickeln wird. Schon heute lässt sich das Flaggschiff der Integrity-Reihe, der Superdome, unter HP-UX mit bis zu 128 CPUs bestücken. Superdome-Rechner unter Microsofts Datacenter Edition können derzeit mit bis zu 64 Itaniums arbeiten.

HP-Manager Kanert ist zufrieden mit dem Absatz der erst kürzlich auf den Markt gebrachten Kombination aus Itanium und Datacenter: "Wir erzielen ein Wachstum von 50 Prozent je Quartal." Den angestrebten Anteil von zwölf Prozent bei den Integrity-Servern mit Datacenter im Vergleich zu den Verkäufen mit HP-UX habe man übererfüllt. Die Nachfrage im Wirtschaftsraum Emea stammt laut Kanert allerdings weniger aus den zentralen Ländern Deutschland, England, Frankreich oder Spanien, sondern aus den Randgebieten. "Die Zentraleuropäer trotten nach." Genutzt werden die Maschinen zwar auch zur Konsolidierung, vor allem aber zu dem, was Microsoft "Re-Platforming" nennt. Gemeint ist damit der Wechsel auf eine Microsoft-Infrastruktur einschließlich Betriebssystem, Datenbank und Entwicklungswerkzeuge. Insbesondere Banken zeigen laut Kanert

derzeit Interesse daran, weil sie so die Kosten senken wollen.

Chancen im Datenbankgeschäft

HP bietet in den Integrity-Rechnern mit acht oder mehr CPUs nur die 64-Bit-Version der Datacenter Edition an, die auf dem Itanium-Prozessor aufsetzt. Der Hersteller hat dafür ein eigenes Chipset entwickelt und verzichtet auf das entsprechende Intel-Angebot. Die 32-Bit-Version von Datacenter interessiert die Böblinger nicht, da sich das Betriebssystem erst ab acht Prozessoren lohnt, es aber keine Proliants-PC-Server mit mehr als acht CPUs gibt. Für die Mehr-Wege-Itanium-Maschinen könnten die Anwender zwar auch die Enterprise Edition von Windows Server 2003 verwenden und den Server in Partitionen mit jeweils acht CPUs unterteilen. HP rät davon aber ab, weil die Flexibilität darunter leide.