Schwäbisch Hall baut komplett auf Linux

12.03.2003
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

IBM liefert die Hardware, vor allem Blade-Server (HS20), unter den besonders günstigen Bedingungen, wie sie zwischen dem Bundesinnenministerium und Big Blue für die öffentliche Verwaltung abgemacht sind. Auf den HS20 wird als Betriebssystem der „Suse Linux Enterprise Server“ installiert. Die Arbeitsplätze werden mit „Suse Linux Enterprise Client“ ausgestattet.

Bereits Ende Januar 2003 waren alle Server erneuert und unter Linux in Betrieb. Ende Februar startete Phase zwei des Projekts, die Umstellung der Clients. Das „Open-Office“-Paket, die Datenbanken „MySQL“ und „PostgreSQL“, die Browser „Mozilla“ und „Konqueror“ sowie „K-Mail“ und die Groupware „Skyrix“ treten an die Stelle von Microsoft-Programmen.

Der erste PC, der auf Linux umgestellt wurde, darauf legte OB Pelgrim Wert, war sein eigener - „um ein Signal zu setzen“. Nach einer Befragung unter den Mitarbeitern der Stadtverwaltung stehen 90 Prozent dem Open-Source-Projekt erst einmal skeptisch gegenüber. Ein „Kickoff-Meeting“ Ende Februar verhalf ihnen zu der Erkenntnis, dass die Open-Source-Anwendungen ähnlich zu bedienen sind wie die gewohnten Microsoft-Programme.

Jetzt werden, im Gegensatz zu anderen Linux-Projekten, zunächst jene Ämter auf Open Source umgestellt, die am meisten mit Microsoft-Anwendungen arbeiten. Das ist als erstes das Bürgeramt. Danach sind die Behörden dran, die Fachanwendungen benutzen. Für etliche dieser Programme haben die Hersteller Linux-Versionen angekündigt. Andere sollen über Windows-Emulatoren wie „Wine“ von Codeweavers oder Server-basierend über den Linux-ICA-Client von Citrix laufen.

In sechsstelliger Höhe sparen

Weniger problematisch sind zentrale Fachanwendungen, die Schwäbisch Hall seit den 70er Jahren als Dienstleistung vom „Kommunalen Informations-Verbund Baden-Württemberg“ (kivbw) bezieht. Es handelt sich dabei um Mainframe- und Unix-basierende Programme, beispielsweise R/3 oder für das Meldewesen. Für sie gibt es Client-Emulationen, oder sie werden als Web-Frontends via Browser und per Java auf dem Client aufgesetzt. Braeuner und Pelgrim loben ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit den kivbw-Rechenzentren in Karlsruhe und Freiburg.