Cloud Computing in der Praxis

Dax-Konzerne entdecken die Cloud

21.05.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

BMW und Volkswagen - zwei Wege in die Cloud

Bei BMW sind Cloud-Services seit zwei bis drei Jahren im Einsatz. Der Hersteller nutzt einerseits die SaaS-Angebote von Salesforce.com, andererseits diverse Plattformdienste (PaaS) für Server-Space im Web und Hochleistungs-Computing. "So können wir skalieren, wenn wir nicht die kritische Masse erreichen, oder Lastspitzen abdecken" erklärt Frank Wienstroth, der bei der BMW Group für Konzernkommunikation und Politik zuständig ist.

"Wichtig ist, wie unsere Anwendungen in die Cloud kommen, der Rest ist Commodity", sagt Stefan Ostrowski, Group Chief Technology Officer des IT-Bereichs beim VW-Konzern.
"Wichtig ist, wie unsere Anwendungen in die Cloud kommen, der Rest ist Commodity", sagt Stefan Ostrowski, Group Chief Technology Officer des IT-Bereichs beim VW-Konzern.

Eine spezielle Situation herrscht beim Autogiganten Volkswagen. "Aufgrund unserer Größe können wir vieles aus eigener Kraft realisieren", erklärt Stefan Ostrowski, Group Chief Technology Officer im IT-Bereich des Volkswagen-Konzerns: "Unsere Applikationen laufen in unserer ‚Volkswagen Cloud’ rund um die Uhr. Denn auf sie müssen weltweit mehr als 150 Märkte jederzeit zugreifen können. Das macht uns zu einem Unternehmen, das niemals ruht." Rund 700.000 Anwender inner- und außerhalb des Unternehmens, darunter Zulieferer, Importeure sowie Handels- und Servicepartner, nutzen täglich Anwendungen und Daten der Konzern-IT. Dabei ist es laut Ostrowski für den Anwender unerheblich, wo diese physisch installiert sind. Die unternehmenseigene Cloud ist für den IT-Manager eine Kernkompetenz, die der Volkswagen-Konzern niemals aus der Hand geben werde.

Im Design unterscheidet sich die "Volkswagen Cloud" von Standard-Clouds. Sie läuft zum Beispiel nicht über das normale Internet, sondern über geschützte Virtuelle Private Netze (VPN). Dabei nutzt Europas führender Automobilhersteller vor allem Web-Services sowie Standardprodukte zur Virtualisierung. Anwendungen und Daten sollen künftig ähnlich wie die Applikationen von Google betrieben werden: immer verfügbar, unabhängig von einem bestimmten Data Center. Diese Technologie sei bereits für 43 Kernprozesse im After-Sales-Bereich im Einsatz und arbeite zur vollen Zufriedenheit, berichtet Ostrowski. Schrittweise würden weitere Anwendungen hinzugefügt. Volkswagen steuert konzernweit auch die Auslastung seiner Hochleistungsrechner über die Cloud. Sie teilt automatisch Hardware und Rechenzeit zu, die für komplexe Simulationen benötigt werden. Beispiele hierfür sind virtuelle Crashtests für die Fahrzeugsicherheit, die Abbildung von Tiefziehprozessen im Werkzeugbau oder Berechnungen von Produktionsprogrammen für einzelne Fertigungsstandorte.

"Mehr noch als diese Hardwarezuteilungen sind für den Cloud-Ansatz vor allem Geschäftabläufe von Bedeutung, die der Wertschöpfung dienen, erläutert der CTO. "Diese Anwendungen passen wir maßgeschneidert an unsere Cloud-Technologie an, so dass sie für unsere Anwender weltweit und jederzeit verfügbar sind." Bei der Realisierung von neuen Cloud-Anwendungen haben die Wolfsburger den Nutzen für den Endkunden im Auge. Beispielsweise stellt Volkswagen über die Cloud seinen Werkstattpartnern sämtliche Serviceinformationen weltweit und tagesaktuell zur Verfügung.