Cloud Computing in der Praxis

Dax-Konzerne entdecken die Cloud

21.05.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Knackpunkt Security in der Cloud

Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Der wichtigste Kritikpunkt ist und bleibt die Sicherheit gerade öffentlicher Cloud-Umgebungen, verbunden mit Bedenken hinsichtlich der Compliance und der Vertragskonstrukte. Letztere sind gerade bei den meist aus dem amerikanischen Raum stammenden Cloud-Anbietern nachgerade undurchschaubar, wie die Experton Group festgestellt hat. "Man muss die Verträge schon sehr genau lesen, um wirklich zu verstehen, was man da kauft", moniert Carlo Velten, Senior Advisor bei der Experton Group.

"Anwender unterschätzen die Risiken einer One-Vendor-Strategie", warnt Gartner-Analyst Robert Watson.
"Anwender unterschätzen die Risiken einer One-Vendor-Strategie", warnt Gartner-Analyst Robert Watson.
Foto: Gartner

Das zweite Thema ist die Wirtschaftlichkeit. Wer erwartet, dass sein Unternehmen durch eine Cloud-Implementierung der Konkurrenz gleich um Längen davonstürmt, irrt. "Es wird lange dauern, bis aus Cloud Computing direkte ökonomische Vorteile der Nutzer gegenüber den Nicht-Nutzern der Technologie resultieren werden", erwartet Analyst Watson. Auch er sieht die größeren Chancen derzeit in der Private Cloud: "Große Unternehmen werden nur das Modell und die Charakteristik des Cloud-Konzepts kopieren und dann Clouds intern oder in losen Partnerschaften realisieren." (siehe auch: Neun Mythen um Cloud Computing)

Allerdings birgt Cloud Computing aus seiner Sicht noch ein weiteres, oft unterschätztes Risiko: Es forciere einen Trend zum One-Stop-Shopping und damit zur weiteren Konsolidierung der ohnehin immer dünner besiedelten IT-Herstellerlandschaft. Die unteren bis mittleren Ebenen der IT-Architektur der unterschiedlichen Anbieter seien aber mitnichten voll kompatibel. Es könne also durchaus passieren, dass sich Anwender, die in Cloud-Infrastruktur investieren, am Ende genauso eng an einen Hersteller fesseln wie zu Mainframe-Zeiten. Watson: "Das Geschäftsmodell jedes vertikal integrierten Herstellers ist schließlich: Die Kunden sollen am besten alles von mir kaufen, weil es dann am besten zueinander passt, und wenn sie das dann haben, gehen die Preise nach oben." Für Anwender entstünden damit Risiken. Allerdings gebe es auch Gegenmittel: Open Source und das Web als Anwendungsplattform. Dort wartet mit Google allerdings schon der nächste Quasi-Monopolist.