Wie die IT-Anbieter um Kunden kämpfen

Das Werben um den Anwender

15.10.2003
Von von Uwe

Der Trend geht zur Marke

Allerdings, das räumt auch Sontow ein, fragen Anwenderunternehmen in letzter Zeit vermehrt nach den Anwendungen der Großen wie SAP oder Microsoft, „weil die als wirtschaftlich stabil gelten und man davon ausgeht, dass ihre Lösungen auch in zehn Jahren noch am Markt sein werden.“ Nach den diversen Pleiten der letzten Jahre hätten viele Anwender Angst vor der Fomel „no name, no future“ und sähen sich deshalb gern nach Marken um. Dazu zählt Sontow aber nicht nur die ganz großen Anbieter, sondern beispielsweise auch etablierte Mittelständler wie Proalpha, Infor oder SoftM. Beim Münchener Softwarehersteller SoftM sieht man denn auch die Entwicklung nach der Übernahme des Konkurrenten DCW Software durch SAP positiv: Schließlich hätten sich viele DCW-Kunden bewusst gegen SAP entschieden und seien nun alles andere als erfreut, plötzlich doch in den Armen des zweitgrößten Softwareherstellers der Welt gelandet zu

sein.

Berater Gottwald beurteilt die Marktsituation ähnlich wie sein Kollege Sontow, sieht aber auf Seiten der Anwender einen positiven Effekt: „Sie sind insgesamt kritischer geworden und lassen sich nicht mehr vom Systemhaus um die Ecke die nächstbeste Lösung aufschwatzen.“

Ein Beispiel dafür liefert Karl- Heinz Weinzierl, Geschäftsführer des Druckmessgerätebauers KHW in Filderstadt. Als er im Zuge der Unternehmensgründung Anfang 2003 nach einer betriebswirtschaftlichen Software Ausschau hielt, stieß er zunächst eher zufällig auf SAP Business One - durch eine Anzeige. Doch Weinzierl wusste genau, was er wollte. Er ließ sich das System vom SAP-Partner Waiblinger Software Haus (WSH) vorführen und stellte fest: „Business One, so wie es SAP anbietet, war für mich nicht einsetzbar. Da fehlten Funktionen für Arbeitspläne und Stücklisten, die für mich zu den Grundanforderungen an eine Unternehmenssoftware zählen.“ Zwei Tage später erhielt er dann eine telefonische Einladung zu einer weiteren Präsentation von Business One und einem

Zusatz-Tool für die gewünschten Funktionen. Diese branchenspezifische Erweiterung von der Weber Datentechnik GmbH in Pforzheim entsprach zwar insgesamt Weinzierls Vorstellungen, ließ aber noch einige Wünsche offen. Die entsprechenden Anpassungen wurden vertraglich vereinbart, und schon 14 Tage später ging das System in den Produktivbetrieb. Die Kosten der Lösung, die von vier Anwendern genutzt wird, beliefen sich auf knapp 20 000 Euro inklusive Branchenanpassung und Datenbank. „Nicht eben wenig“, findet Unternehmensgründer Weinzierl, der heute gleich zwei Softwarepartner hat: WSH kümmert sich um die Kernfunktionen in Business One, Weber Datentechnik ist für die Branchenerweiterung zuständig.