Wie die IT-Anbieter um Kunden kämpfen

Das Werben um den Anwender

15.10.2003
Von von Uwe

Im Kampf um den Anwender konkurrieren die Anbieter jedoch nicht nur mit kostengünstigen Lösungen, Finanzierungsangeboten und Partnerkonzepten. Auch Unternehmensübernahmen sind ein beliebtes Mittel. Eineinhalb Jahre ist es nun her, dass Microsoft den Kauf von Navision ankündigte. Bereits im Juli vorigen Jahres wurde dann der Vollzug der Transaktion gemeldet - für 1,45 Milliarden Euro. Mit diesem Coup gelang Microsoft die bislang wohl spektakulärste „Mittelstandsinitiative“ eines IT-Herstellers.

Konkurrenzdruck senkt Preise

Harald Wentsch, Vertriebschef für die Mittelstandsprodukte Navision und Axapta von Microsoft Business Solutions, über das Ziel der Aktion: „Im Kern ging es von Anfang an darum, unser Produktportfolio im Marktsegment Mittelstand auszubauen“. Dieses Ziel wurde unzweifelhaft erreicht. Und zumindest mit Microsoft Business Solutions Navision, früher bekannt als „Navision Attain“, „Navision Solutions“ und „Navision Financials“ erwarb die Gates- Company gleichzeitig eine nicht unbeträchtliche Kundenbasis. SAP reagierte dennoch eher gelassen auf den Markteintritt von Microsoft. Schließlich hatten die Walldorfer mit dem Kauf von Top Manage selbst den Grundstein für eine neue Mittelstandssoftware gelegt, die heute unter dem Namen „Business One“ von 165 Kunden im kleineren

Mittelstand eingesetzt wird. Weniger ruhig zeigte sich angesichts der Navision-Übernahme durch Microsoft die britische Sage Group, die mit den Produkten von Sage KHK laut einer Untersuchung von PAC-Marktführer im unteren Mittelstand rangiert. Sie warnte vor einem Microsoft-Monopol und versuchte, die Übernahme zu verhindern.

Heute jedoch wollen die Verantwortlichen von einer drohenden Übermacht der Konkurrenz aus Amerika nichts mehr wissen: „Wir sind seit 20 Jahren am Markt und sehen uns deutlich besser positioniert als die Anbieter, die den Mittelstand erst jüngst für sich entdeckt haben. Microsoft dürfte mit den ERP-Lösungen auch eher über uns angesiedelt sein“, meint Peter Dewald, Geschäftsführer der Sage KHK Software GmbH & Co. KG. Dennoch hat man den Kampf um Marktanteile aufgenommen und reagiert - beispielsweise mit Rabatten von bis zu 20 Prozent anlässlich des 20-jährigen Bestehens. Auch das Leasing von Software und Wartung wurde neu eingeführt.

Hat Microsoft also den Mittelstandsmarkt für Unternehmenssoftware aufgemischt? „Davon kann gar keine Rede sein“, sagt Michael Schmitt, Leiter Geschäftsbereich Mittelstand der SAP Deutschland AG & Co. KG . Er verweist darauf, dass SAP mit Mysap All-in-One (früher SAP readyto- work) schon seit Mitte der neunziger Jahre mittelstandsgeeignete Branchenlösungen biete. „Und SAP Business One als Einstiegslösung für den kleineren Mittelstand haben wir bereits vor der Navision-Übernahme durch Microsoft angekündigt.“ Dennoch fällt auf, dass mit dem Markteintritt des Konkurrenten aus Redmond der Kampf um die mittelständischen Kunden eine neue Dimension bekommen hat. Beobachter wie der Marktfoscher Zilch sehen hier aber nur teilweise einen ursächlichen Zusammenhang. Vielmehr seien andere Faktoren, wie etwa die Insolvenzen von Brain International und Bäurer, dafür verantwortlich, dass Anwender heute mehr als früher auf die