Wie die IT-Anbieter um Kunden kämpfen

Das Werben um den Anwender

15.10.2003
Von von Uwe

Also lieber doch gleich zu SAP? Oder zu einem der vielen kleinen Hersteller von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware für den Mittelstand? Die haben zwar nicht das Geld für milliardenschwere Mittelstandsprogramme, verfügen dafür aber über jene Erfahrung mit der Zielgruppe, die den großen Anbietern fehlt. Allerdings wird diese Erfahrung nicht immer zum Wohle des Kunden eingesetzt. Karsten Sontow, Geschäftsführer der Aachener Trovarit GmbH, warnt: „Unehrlichkeit ist im Softwarevertrieb eher die Regel als die Ausnahme - bei kleinen und großen Anbietern gleichermaßen.“ Ein Grund dafür ist der hohe Konkurrenzdruck im Markt.

Umetikettieren reicht nicht

In diesem Wettbewerb kann man nur mit speziellen Lösungen für den Mittelstand bestehen, da sind sich Anwender, Hersteller, Berater und Marktforscher einig. Was aber ist eine „Lösung für den Mittelstand“? Heinz Paul Bonn, Vizepräsident des IT-Branchenverbands Bitkom, benutzt ein Bild, um die Problematik dieser Frage zu veranschaulichen: „Mit einem Flugzeugträger kann man noch nicht auf dem Bodensee fahren, nur weil der Hersteller ,Schlauchboot‘ draufgeschrieben hat. Ich warne deshalb davor, sich auf mittelstandstaugliche Etikettierungen und ,preisliches Abspecken‘ zu verlassen.“ Wichtig sei für Mittelstandslösungen, dass sie modular aufgebaut sind, so dass Unternehmen mit kleinen Grundelementen anfangen und dann mit der Lösung wachsen können.

Berater Gottwald verweist auf das Beispiel „Mysap All-in-One“ von SAP. „Durch das höhere Maß an Vorkonfiguration und die dadurch reduzierte Komplexität der Projekte wird SAP jetzt preislich attraktiv für den Mittelstand, zumal auch die Lizenzen günstiger sind.“ So könnten All-in-One-User durchaus mit Projektkosten unter 100 000 Euro kalkulieren.

Ein anderes Beispiel: Microsoft Business Solutions Navision. Auch hier erspart die Vorkonfigurierung durch die Partner dem Anwender nicht nur viele Stunden Berateraufwand für die Parametrierung des Systems mit hohen Kosten. Vielmehr entfällt auch die Notwendigkeit, den Berater mit den benötigten Detailinformationen über die Unternehmensabläufe zu versorgen - eine Aufgabe, für die in vielen Unternehmen überhaupt niemand zur Verfügung steht.

Doch die Vielfalt der Lösungen, die durch das Partnerkonzept entsteht, stellt den interessierten Anwender vor ein Problem: Welche der über 80 Branchenlösungen von All-in-one respektive der 76 Branchenlösungen auf Navision-Basis ist denn nun für den eigenen Betrieb geeignet?