Wie die IT-Anbieter um Kunden kämpfen

Das Werben um den Anwender

15.10.2003
Von von Uwe

wirtschaftliche Stabilität ihres Lösungslieferanten schauten.

Das Besondere der Microsoft- Initiative liegt nach Ansicht von PAC-Berater Glas nicht nur in der Dimension des Deals. Aus Anwendersicht wichtiger sei die Perspektive, zukünftig einen Anbieter für alle Anwendungen im Unternehmen zu haben - von der Textverarbeitung über die Datenbank bis hin zur ERP- und CRM-Software, inklusive Server-, Clientund Netzwerk-Betriebssystemen. Für Stephan Graf von der Schulenburg waren jedoch andere Aspekte ausschlaggebend bei der Einführung der aktuellen Navision- Software Anfang des Jahres: „Wir setzen seit 1995 die DOSVersion von Navision ein, und da sowohl die Mitarbeiter der EDV als auch die Endanwender an Navision gewöhnt waren, stand relativ bald fest, dass wir bei dem Lieferanten bleiben.“ Schulenburg ist Direktor für Finanzen, Materialwirtschaft und EDV beim Automobilzulieferer Peiker Acustic GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in Friedrichsdorf im Taunus stellt mit 350 Beschäftigten Kommunikationslösungen

für Autos her. Seit 1. Januar setzt die Firma Microsoft Business Solutions Navision ein.

Von Microsofts Mittelstandsinitiative haben Schulenburg und seine Kollegen wenig mitbekommen: „Für uns als Kunde hat sich nichts geändert.“ Wichtiger als der Name und die Marketingmaßnahmen des Herstellers waren für den Prokuristen ohnehin der Preis der Lösung und ihre Flexibilität.

Dennoch sehen Marktbeobachter wie Glas die Navision-Übernahme durch Microsoft als wichtige Schachzug an. Anders beurteilt Glas die im August angekündigte Akquisition von DCW Software durch SAP: „Erstens ist es nicht SAP-Strategie, Marktanteile zuzukaufen. Und zweitens würde die Übernahme von DCW in dieser Hinsicht auch nicht sehr viel bringen. Diese Aktion hat ihre Ursachen wohl eher in den Beziehungen zwischen SAP und dem DCWGründer und Vorstand Wellenreuter.“ Eine Einkaufstour der großen Softwareanbieter durch Deutschland sieht Glas nicht kommen. Techconsult-Berater Zilch geht trotzdem davon aus, „dass es in fünf Jahren von den derzeit über 50 ERP-Anbietern nur noch allerhöchstens 20 gibt, die ihre eigene Software herstellen und vertreiben“.

„Bislang ist eine Marktbereinigung im großen Stil jedoch nicht festzustellen“, stellt Trovarit-Vorstand Sontow fest. Sein Unternehmen hat in den letzten sechs Monaten gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Rationalisierung an der RWTH Aachen (FIR) mehr als 500 Mittelstandsunternehmen in Deutschland befragt, welche betriebswirtschaftliche Standardsoftware sie einsetzen. Dabei gaben die Anwender insgesamt 180 Hersteller an.