CW-Roundtable: Wie Bachelor- und Master-Studiengänge die Informatik verändern

Abstriche an der Qualifikation

27.08.2004

haben.

CW: Sollen karriereorientierte Studenten nicht besser gleich den Master machen, um bessere Chancen zu haben?

KERSTEN: Das würde ich so pauschal nicht sagen. Das kommt auf die Interessen des Studenten an und ob er bereit ist, mit 22 oder 23 Jahren ins Arbeitsleben einzusteigen. Das hängt auch vom Markt ab. Im Moment ist der Stellenmarkt noch von einer großen Unsicherheit geprägt, so dass auch Bachelor-Absolventen vielleicht nicht so gute Chancen haben. Das kann ein Kriterium sein, es sollte aber nicht das einzige sein.

LENTZER: Das muss jeder Student selbst entscheiden. Ich habe schon als Kind Daniel Düsentrieb bewundert, so dass es zum Ingenieur eine gerade Linie war. Heute sind viele junge Leute nach dem Abitur orientierungslos. Die holen sich die Information aus der Clique und probieren mal etwas aus, um später festzustellen, dass es doch nicht das ist, was sie sich vorgestellt hatten. Eine vertiefte Studienberatung und ein Einstellungsgespräch könnten den Leuten die Augen öffnen, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen. Das derzeit sehr verbreitete "Trial- and-Error"-Verfahren können wir uns nicht leisten.

CW: Wie stufen Sie Bewerber mit Bachelor- und Master-Abschluss im Gehaltsgefüge gegenüber anderen Hochschulabsolventen ein? HAMMER: Da Siemens international tätig ist, beschäftigen wir bereits viele Bachelor- und Master-Absolventen. Wir stufen einen Bachelor wie einen FH-Absolventen und einen Master wie einen Universitätsabsolventen ein.

KERSTEN: SAP ist in dieser Hinsicht flexibler: Wir machen heute keine formellen Gehaltsunterschiede zwischen Hochschulabsolventen aller Art. Wir schauen uns die Qualifikationen der Bewerber an und fragen uns, wie sie den ausgeschriebenen Job ausfüllen können. So kann ein Bachelor, der über entsprechende Praxiserfahrungen und Auslandsaufenthalte verfügt und genau in dem Modul programmiert hat, wo wir ihn einsetzen wollen, mit einem Universitätsabsolventen mit Diplom mithalten. Natürlich gibt es auch bei uns bestimmte Berufsfelder, für die ein Master oder eine Promotion erforderlich ist. Grundsätzlich bezahlen wir den Job und nicht den Abschluss.