CW-Roundtable: Wie Bachelor- und Master-Studiengänge die Informatik verändern

Abstriche an der Qualifikation

27.08.2004

CLAUS-PETER HAMMER: Im Beruf gehört aber auch eine gewisse Disziplin dazu.

NOSSEK: Wenn jemand länger studiert hat, heißt das nicht, dass er undiszipliniert war. Er hat andere Ziele verfolgt. Im Studium genießt man mehr Freiheiten, im Unternehmen werden die Ziele von der Geschäftsleitung gesetzt.

HAMMER: Für Siemens ist die Studiendauer dennoch ein Kriterium.

NOSSEK: Aber es kommt doch darauf an, was einer in 15 Semestern alles gemacht hat.

AXEL KERSTEN: Auf eine Stellenausschreibung erhalten wir 100 bis 200 Bewerbungen. Das formale Kriterium Studiendauer ist auch für die SAP ein Auswahlkriterium. Natürlich gibt es hinter jedem Profil den Menschen, und man kann ganz unterschiedliche Motive finden. Wenn Personaler aber nur wenige Minuten haben, um eine Bewerbung durchzusehen, schauen sie eben auf formale Kriterien. Das ist vielleicht zu kritisieren, aber nicht zu ändern. Es ist zu aufwändig, jeden, der lange studiert hat, einzuladen und ihn nach seinen Gründen zu befragen. Ich lade zuerst den ein, der sein Studium bei gleichen Noten in kürzerer Zeit absolviert hat.

CW: Das Studium soll durch die Bachelor- und Master-Programme nicht nur kürzer werden, sondern auch qualifiziertere Absolventen hervorbringen. Wie ist das zu schaffen?