Speichervirtualisierung in der Startphase

05.06.2003
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

Technik kämpft noch mit Kinderkrankheiten

Trotz aller Vorteile der Virtualisierung im SAN kämpft Borschel vehement mit den Kinderkrankheiten der Technik: „Es geht um die fehlenden Standards in der offenen Speicherwelt.“ So könne im heterogenen Speichernetz beispielsweise ein neuer Treiber in der AIX-Umgebung eine Anwendung unter HP-UX negativ beeinflussen. Den Verweis auf die schon erreichten Speicherstandards der Storage Networking Industry Association (Snia) lässt Borschel nicht gelten: „Alles, was von der Snia kommt, hat die richtige Richtung, aber die Hersteller halten sich nur zu 99,5 Prozent da-ran.“ Und die fehlenden 0,5 Prozent sorgen für die großen Schwierigkeiten. Borschel ist gerade dabei, die Heterogenität seiner IT-Landschaft zu reduzieren. Am liebsten würde er nur mehr drei Inseln von Systemen betreiben, die gut miteinander harmonieren.

Die fehlenden oder nicht erfüllten Standards halten nach Ansicht von Norbert Deuschle, Senior Consultant der Meta Group, bisher noch viele Unternehmen vom Einsatz der SAN-Virtualisierung ab: „In einer reinen Windows-Umgebung ist das schon interessant, aber für eine große Konsolidierungslösung sind die heute verfügbaren Werkzeuge nicht geeignet.“ Das scheinen Zahlen der Giga Information Group - jetzt Forrester Research - zu untermauern: Von den im vergangenen Jahr insgesamt für Speicher-Management-Software ausgegebenen 5,7 Milliarden Dollar entfielen nur vier Prozent auf Virtualisierungsprogramme (siehe Grafik „Markt für Speicher-Management-Software“).

In-Band-Virtualisierung.

Sowohl Meta-Analyst Deuschle als auch Lofgren von Forrester in den USA erwarten, dass die Nachfrage nach Virtualisierungsprodukten ab 2004 anzieht und diese Technik ab 2005 auf breiter Ebene eingesetzt wird. Denn dann sind die großen Hersteller, allen voran IBM, HP, Sun und EMC, mit ihren Virtualisierungslösungen am Markt. IBM hat als wesentliche Teile ihrer On-Demand-Strategie kürzlich Virtualisierungsprodukte vorgestellt, die einerseits dem Grid-Computing zugute kommen, andererseits dem Speicherbereich.