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COMPUTERWOCHE-Roundtable: Wozu brauchen Unternehmen Business Intelligence?

Am Ende des geschäftlichen Blindflugs

03.03.2004

Dazu mussten Geile und sein Team zunächst eine gemeinsame Netzinfrastruktur zwischen den Standorten der einzelnen Gesellschaften schaffen und die genutzten Daten standardisieren. Zum Jahreswechsel 2001/02 wurde schließlich innerhalb von sechs Monaten ein Management-Informationssystem (MIS) eingeführt und parallel dazu mit dem Aufbau eines Data Warehouse begonnen, das jetzt den Service, Vertrieb und das Produktkosten-Controlling mit Berichten versorgt. "Heute können wir beispielsweise Flash-Reports in nur drei Tagen bereitstellen."

Die Harmonisierung der IT sollte auch Matthias Legler, Head of ERP bei Novartis Pharma, gleich beim Antritt seiner Position stark beschäftigen. Ende 1996 waren die Unternehmen Ciba und Sandoz zu Novartis fusioniert und hatten dabei eine heterogene IT-Landschaft entstehen lassen. "Nur in Kernbereichen des Konzerns waren die Daten überhaupt harmonisiert und abgestimmt", schildert Legler. Um dieser Situation Herr zu werden, entschied man auf Vorstandsebene, eine weltweit einheitliche Lösung auf Basis mehrerer R/3-Systeme und der ebenfalls von SAP stammenden BI-Software "Business Information Warehouse" einzuführen. "Damit war für uns weniger die Integration der BI-Software mit den operativen Systemen als die Qualität der Daten die Herausforderung im Projekt."

100-Prozent-Lösungen gibt es nicht

Um die Informationen zu standardisieren, führte das Team um Legler die Anforderungen des Konzerns, der Pharma Division und derLändergesellschaften zusammen und leitete daraus das Datenmodell ab. Für den Erfolg eines derart umfassenden Projekts ist es laut dem Manager wichtig, den Fokus nicht zu verlieren und zunächst die für das Unternehmen wesentlichen Kernprodukte, Kundengruppen etc. abzubilden, statt die operativen Datenbestände in ihrer ganzen Tiefe modellieren zu wollen. "Viele Data-Warehouse-Implementierungen scheitern, weil Anwender und IT eine 100-Prozent-Lösung erwarten", warnt Legler. Man müsse sich damit abfinden, dass sich manche Wünsche einfach nicht erfüllen lassen: "Wir werden nie einheitliche Materialstammdaten im ganzen Konzern an weit über 100 Standorten einschließlich Pakistans haben." Der Rollout in der Pharma-Division soll Ende 2005 abgeschlossen sein und dank seinem Erfolg auch in den anderen Konzernteilen weitergehen. Ausgenommen hiervon ist allerdings die Forschung von Novartis, die im Kernbereich andere Anforderungen an die Systeme und Datenverwaltung stellt und beispielsweise mit Tools für Data Mining arbeitet.