Sun-Chef Schröder

"Wir müssen uns dem Kostendruck stellen"

11.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

"Software soll sich mit Open Source viral verbreiten"

CW: In der Vergangenheit hat sich Software zu einem wichtigen Pfeiler für Sun entwickelt. Wie passen Open Source und Geschäft zusammen?

SCHRÖDER: Maximale Verbreitung durch Open Source und eine hohe Qualität sicherstellen, so dass sich die Software quasi viral in den Unternehmen verbreitet. Das funktioniert beispielsweise bei MySQL sehr gut. Wenn man Unternehmen fragt, wie oft sie die Datenbank nutzen, dann heißt es oft, ein- oder zweimal. Die Download-Zahlen zeigen aber meist eine wesentlich höhere Verbreitung an. Dann sprechen wir die Firmen darauf an, dass möglicherweise Business-kritische Anwendungen darauf laufen. Das liegt an der hohen Verbreitung der Software. Jeder IT-Student, der heute von der Uni kommt, hatte schon Berührung mit MySQL. Wenn er später in einer Firma eine Aufgabe zu lösen hat und dazu eine Datenbank braucht, lädt er sich MySQL herunter. Das Projekt geht in den Echtbetrieb und schon wird MySQL zu einer wichtigen geschäftskritischen Basis. Dann braucht das Unternehmen die entsprechende Betreuung und Services, um den Betrieb sicherzustellen.

CW: Sie haben also genau im Blick, was Anwender mit der Open-Source-Software von Sun tun?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Wir schauen genau, was die Anwender mit der heruntergeladenen Software von uns machen."
Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Wir schauen genau, was die Anwender mit der heruntergeladenen Software von uns machen."

SCHRÖDER: Wenn Business-kritische Anwendungen darauf laufen, dann fakturieren wir dort. Das funktioniert auch deshalb immer besser, weil wir sehr genau darauf schauen, wo die Downloads landen und was die Kunden damit machen. Wir suchen den Kontakt zu den Anwendern, die unsere Software aus dem Netz herunterladen.

CW: Wie sichert Sun die Qualität seiner Open-Source-Produkte?

SCHRÖDER: Für jedes Open-Source-Produkt gibt es einen bestimmten Status, den Sun kontrolliert. Dafür übernehmen wir ja auch die Verantwortung in den Serviceverträgen und damit für mögliche Klagen, wenn das System mal nicht funktioniert. Das bleibt klar in unserer Hand und wird auch klar von uns gemanagt. Außerdem gibt es Prozesse, die sicherstellen, dass hier keine Fehler und Pannen passieren und dies unter der Kontrolle von Sun bleibt.

CW: Was treibt die Entwicklung der Software voran?

SCHRÖDER: Die Releases entstehen mit Unterstützung der Community und durch Sun-Entwickler. Wir investieren jährlich zwei Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung - der größte Teil davon fließt in die Softwareentwicklung. Wir müssen das auch aktiv vorantreiben. Es bringt nichts, darauf zu warten, dass eine Community die Software von selbst weiterentwickelt. Ganz so einfach ist das nicht. Diese Prozesse muss man steuern und managen.