Sun-Chef Schröder

"Wir müssen uns dem Kostendruck stellen"

11.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

"Wir haben der Wirtschaftskrise getrotzt"

CW: Wagen Sie eine Prognose, wie es 2009 weitergehen wird?

SCHRÖDER: Für das unmittelbar zurückliegende Quartal kann ich gesicherte Statements und Informationen geben. Wir haben uns der Wirtschaftskrise mit allem, was wir haben, entgegengestellt und ihr getrotzt. Was die kommenden Quartale betrifft, sieht es anders aus - ein Ausblick ist sehr schwer. Wenn ich das wüsste, würde ich wahrscheinlich hier nicht arbeiten. Ich glaube, man wird von dem Quartals- in einen kürzeren Rhythmus kommen. Die Hersteller müssen in Wochen denken und planen.

CW: Ihre jüngste Bilanz war eher durchwachsen. Ist das ein schlechtes Omen für die kommenden Quartale?

SCHRÖDER: Der Verlust im zweiten Fiskalquartal basiert auf einer relativ hohen Restrukturierungsrückstellung in Höhe von 222 Millionen Dollar. Im Vergleich zum Vorquartal haben wir einen Umsatzanstieg verbucht, allerdings einen Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal. Dazu muss man aber auch wissen, dass es in diesem Zeitraum ziemlich starke Währungsschwankungen gegeben hat. Allein diese Effekte hatten Auswirkungen zwischen fünf und zehn Prozent. Deshalb lässt sich der Rückgang der Einnahmen nicht allein auf einen Geschäftsrückgang zurückführen. Die Bilanz ist insgesamt deutlich besser ausgefallen, als die Analysten vermutet hatten.

CW: Wie liefen die Geschäfte in Europa?

SCHRÖDER: In Europa hatten wir den größten Rückgang im Jahresvergleich. Das lag aber auch daran, dass unser zweites Quartal im Vorjahr besonders gut ausgefallen war, es war eines der besten überhaupt. Dazu kamen Währungseinflüsse von etwa sieben bis acht Prozent. Daraus ergibt sich, dass unsere Geschäfte um zwei bis drei Prozent rückläufig waren. Wenn wir allerdings den heftigen Einbruch in Großbritannien berücksichtigen, wo das Bruttoinlandsprodukt um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen ist, sind wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

CW: Sun baut seine Organisation um. Was bezweckt das Unternehmen damit?

SCHRÖDER: Unser Management rund um Jonathan Schwartz hat nach dem schwachen ersten Fiskalquartal bereits angekündigt, dass die Firma umgebaut wird und Stellen gestrichen werden. Wir haben zwar drei Milliarden Dollar als Cash-Reserve auf der Bank. Diese Rücklagen wollen wir aber nicht aufbrauchen, um das Unternehmen durch eine Krise zu schleppen, von der niemand weiß, wie lang sie dauert. Wir wollen weiter ein funktionierendes Unternehmen betreiben, das auch unter den durch die Krise veränderten Rahmenparametern einen Gewinn erzielen kann. Da niemand abschätzen kann, wie lang die Wirtschaftskrise dauern wird - vier, fünf, sechs, sieben oder acht Quartale - war es eine richtige und weitsichtige Entscheidung.

CW: Welche Maßnahmen sind konkret geplant?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Für den Umbau des Unternehmens gibt es kein Gießkannenprinzip."
Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Für den Umbau des Unternehmens gibt es kein Gießkannenprinzip."

SCHRÖDER: Die ersten Maßnahmen sind bereits angelaufen, wie auch die in der jüngsten Bilanz ausgewiesenen Kosten zeigen. Für die Länder in Europa stehen noch keine klaren Ziele fest. Das hängt auch damit zusammen, dass es kein Gießkannenprinzip gibt, wonach jeder ein bisschen was tun muss. Sondern es hängt davon ab, wie die Landesorganisationen aufgestellt sind, wie die Märkte aussehen und sich weiterentwickeln. Und zuletzt bleibt die magische Frage: Was erwartet man für die Zukunft?

CW: Wie sieht die Zukunft für Ihr Geschäft in Deutschland aus?

SCHRÖDER: Wir werden auch in Deutschland noch spüren, dass sich Umsätze rückläufig entwickeln. Momentan befinden wir uns noch relativ am Anfang des Abschwungs. Die Kollegen in Großbritannien sind uns bestimmt drei Quartale voraus. Es wird ein hartes Jahr - da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Wenn sich Entlassungen vermeiden lassen, dann tun wir das natürlich. Aber genauso müssen wir handeln, wenn sich ein Geschäft durch die gesamtwirtschaftliche Situation rückläufig entwickelt. Dann kann man als Unternehmen kaum anders reagieren.

CW: Aber es gibt keine Quote für Deutschland?

SCHRÖDER: Nein. Wie gesagt - wir sind in den USA gestartet, in Europa noch nicht. Wir müssen erst einmal eine Idee haben, wie wir an die Sache herangehen. Wir können nicht einfach hier drei Leute rausnehmen und dort zwei. Dahinter muss ein gewisses Konzept stehen. Das wird derzeit entwickelt, ausgehend von der wirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Regionen und Länder. Mit Konsequenzen wird es aber noch eine Weile dauern. Ich gehe davon aus, dass frühestens Mitte des Jahres, also Ende unseres vierten Fiskalquartals beziehungsweise Anfang des neuen Geschäftsjahres, etwas passieren wird.

CW: … eine Galgenfrist also?

SCHRÖDER (lacht): Wir hätten das auch beschleunigen können, aber ich bin froh, dass es nicht so gekommen ist.

CW: Betreffen die Veränderungen in den USA die deutsche Organisation?

SCHRÖDER: Diese Änderungen, beispielsweise im Entwicklungsbereich, betreffen hauptsächlich die Sun-Zentrale - plus einige Kollegen in Deutschland, die an diesen Einheiten hängen, zum Beispiel die Star-Office-Entwicklung in Hamburg. Die spüren natürlich, dass die Berichtswege leicht verändert sind. Der Rest, beispielsweise der Vertrieb, spürt davon noch nichts.

CW: Dann heißt es also, erst einmal abwarten?

SCHRÖDER: Genau - ich gehe davon aus, dass wir Mitte des Jahres mehr Klarheit haben werden, wie sich die Wirtschaft und auch unser Geschäft hier in Deutschland entwickeln werden. Dann lassen sich auch bessere Entscheidungen treffen.