Wer siegt im Kampf um die Branchen?

19.10.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Zahlungsunfähig meldete sich Ende März dieses Jahres beispielsweise das Systemhaus BOG aus Münster. Die Pleite eines der umsatzstärksten Navision-Partner von Microsoft in Deutschland kam für viele Beobachter überraschend. Das Nachsehen hatten die Kunden, die beispielsweise die auf Navision basierende Branchenlösung "Elvis" einsetzten. Die Spezialsoftware für die Werkzeugindustrie hatte BOG gemeinsam mit dem Werkzeug- und Eisenwarenverband EDE entwickelt. "Wir haben viel Geld in die Software investiert", klagte damals Thomas Pletsch, Geschäftsführer der Dönges GmbH & Co KG und BOG-Kunde. Mittlerweile hätten sich die Wogen geglättet, berichtet Pletsch. Das Unternehmen Allgeier IT Solutions, das Teile des BOG-Geschäfts übernommen hat, habe die weitere Entwicklung und Pflege von Elvis zugesagt.

Kampf ums Überleben

"In der Partnerlandschaft und bei den kleineren Softwarehäusern ist noch einiges an Konsolidierung zu erwarten", glaubt Andreas Zilch, Vorstandsvorsitzender der Experton Group. In Deutschland gebe es rund 10000 IT-Dienstleister, zu denen Zilch Systemhäuser, unabhängige Softwarehersteller, IT-Berater sowie Produktanbieter zählt. Die Mehrzahl dieser Firmen sei mit weniger als 40 Mitarbeitern relativ klein. "Finanziell stecken viele dieser Unternehmen in einer kritischen Phase", beschreibt Zilch die aktuelle Situation. "Nicht wenige kämpfen ums Überleben."

Die Schuld will Zilch jedoch nicht den Großen der Softwarebranche in die Schuhe schieben. Zwar agierten Konzerne wie SAP und Microsoft stärker branchenorientiert. Die Schnittstelle zum Kunden, gerade im Mittelstand, bilde aber in aller Regel ein mittelständischer Softwarepartner. Darin liege die Chance für kleinere Softwarehäuser. Weil diese häufig veraltete Software anböten, müssten sie sich entscheiden, entweder selbst neue Software mit einer modernen Architektur zu entwickeln oder sich unter die Fittiche eines größeren Anbieters zu begeben.