Wer siegt im Kampf um die Branchen?

19.10.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Der Berater empfiehlt die zuletzt genannte Alternative. Ein Neuanfang schlage mit Kosten in Höhe eines Jahresumsatzes zu Buche. "Dazu werden die Kleineren nicht die Kraft haben", urteilt Zilch. In einer Kooperation mit Konzernen wie SAP oder Microsoft könnten die kleinen Softwarehäuser auf einer vorgegebenen Plattform aufsetzen und ihre Stärken wie Branchen- und Kundenkenntnis einbringen. "Darauf warten die großen Konzerne doch nur", warnt indes Grün vom VDEB. SAP und Microsoft würben derzeit aggressiv um Partner. Viele Softwarehäuser, die sich darauf einließen, überblickten allerdings nicht die Konsequenzen. Da für jede Installation ein Anteil an den Plattformanbieter abgeführt werden müsse, sinke letztendlich die eigene Rentabilität. Zudem seien die kleinen Softwarepartner den großen Konzernen hilflos ausgeliefert. In deren Zentralen fielen Entscheidungen, auf die Partner keinerlei Einfluss hätten, die jedoch weitreichende Folgen für das eigene Geschäft haben können. "Dagegen kann man nichts machen", lautet Grüns Resümee.

Die Kleinen stärken

Der Verband der EDV-Software und -Beratungsunternehmen (VDEB) hat sich für das kommende Jahr zur Aufgabe gemacht, mittelständische Branchensoftware-Hersteller zu stärken. Bis Ende des Jahres werde eine eigens dafür eingerichtete Aktionsgruppe ihre Arbeit aufnehmen. Zur CeBIT 2006 soll ein konkreter Maßnahmenkatalog vorliegen. Einer Mitteilung des Verbands zufolge sollen kleinere Softwarehäuser die Möglichkeit bekommen, den Quellcode ihrer Applikationen zu hinterlegen, um ihren Kunden damit mehr Investitionssicherheit zu garantieren. Außerdem will die Aktionsgruppe Lizenzmodelle auf Miet-, Leasing- oder Pay-per-Use-Basis erarbeiten. Ein Gütesiegel, das der Verband anhand gemeinsam definierter Kriterien vergeben könnte, soll einen kontrollierten Qualitätsstandard der Software sichern.

"Es gehört zu einer Partnerschaft, dass man sich gegenseitig eine gewisse Planungssicherheit gibt", relativiert Matthias Haendly, Director Product Marketing für den Bereich Integration Strategies bei SAP, diese Vorwürfe. Zwar könne SAP keine Aussagen für alle Ewigkeit treffen. Partner erhielten jedoch Zusagen, in welchen Bereichen in den kommenden zwei bis drei Jahren keine Eigenentwicklungen geplant seien. Darüber hinaus werde es aber einen gesunden Wettbewerb geben.