VoIP mischt Festnetztelefonie auf

24.08.2005
Von Jürgen Kotschenreuther
VoIP versus Sprachtelefonie

• Über zwölf Prozent aller internationalen Gespräche aus Deutschland liefen laut Deloitte im vergangenen Jahr über VoIP.

• Rund 14 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen nach Einschätzung der Marktforscher VoIP.

• Das Potenzial von Kunden, die VoIP statt dem Festnetz nutzen können, liegt in der Größenordnung von etwa 33 Prozent der heutigen Pre-Selection- und Call-by-Call-Telefonierer - Tendenz steigend.

• Die Kosten für die Sprachübertragung in IP-Netzen beziehungsweise via Internet liegen weit unter denen für die Übertragung in traditionellen leitungsvermittelten Telefonnetzen. Analysen zeigen, dass sich bis zu 93 Prozent Vermittlungskosten und zwischen 50 und 94 Prozent Übertragungskosten einsparen lassen.

Die politische Seite steht innerhalb dieses Kräftespiels vor der Herausforderung, auf der einen Seite Innovationen, Investitionen und Wachstum zu stimulieren und dazu die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen. Auf der anderen Seite müssen die Regulierungsbehörden darauf achten, dass die Festnetzgrößen ihre Macht nicht monopolistisch auf den DSL-gestützten VoIP-Markt übertragen können.

Problematisch ist, dass in Sachen Festnetz fast nichts ohne die letzte Meile der Deutschen Telekom geht. Etwa 95 Prozent aller von Wettbewerbern bereitgestellten Anschlüsse beruhten 2004 auf gemieteten Telekom-Leitungen. Wünschenswert im Sinne eines vermehrten Wettbewerbs wären mehr alternative Zugangsnetze und Autonomie der Wettbewerber bei der Gestaltung von Serviceangeboten.

Mit Blick auf die Preise für die Teilnehmeranschlussleitung und deren Derivate wie beispielsweise Line Sharing bleibt daher die Zugangsregulierung wichtig. Die Bundesnetzagentur kann im Rahmen des neuen Telekommunikationsgesetzes die Deutsche Telekom verpflichten, Netzkomponenten auch anderen Anbietern nutzbar zu machen. Erforderlich sind hierzu standardisierte Netzzugangsschnittstellen auf IP- und ATM-Ebene. Zudem kann die Behörde ab dem 1. Juli 2008 die Deutsche Telekom zum "entbündelten" Resale von Anschlüssen verpflichten. Dann würden die Karten neu gemischt. (ba)