VoIP mischt Festnetztelefonie auf

24.08.2005
Von Jürgen Kotschenreuther

Die Wettbewerber der Deutschen Telekom im Festnetz wie beispielsweise Arcor, Colt oder QSC sehen dem Angriff der VoIP-Service-Provider recht gelassen entgegen. Sie fühlen sich gut präpariert und haben größtenteils eigene VoIP-Angebote entwickelt. Arcor mit rund sechs Prozent Anteil am etwa 27,1 Milliarden Euro schweren Festnetzmarkt in Deutschland hat seinen VoIP-Dienst im April dieses Jahres gestartet. Der hiesige Arcor-Chef Harald Stöber, zugleich Vizepräsident des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), lehnt eine separate VoIP-spezifische Regulierung ab. Es müssten lediglich die für den Telefonmarkt geltenden Regeln auf VoIP übertragen werden. Die Vorleistungspreise für Teilnehmeranschlussleitungen müssten so reguliert werden, dass sich in Deutschland ein vitaler Breitbandwettbewerb entfalten könne.

Auch die Regional- und City-Carrier werden in Sachen VoIP zunehmend aktiv. So hat der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (Breko), in dem Betreiber wie beispielsweise die mittlerweile zu Telecom Italia gehörende Hansenet, Netcologne, Mnet, Ewe Tel, Versatel und Tropolys zusammengeschlossen sind, Ende Juni ein Bekenntnis zu der neuen Technik abgegeben. "VoIP ist keine Gefahr für die Teilnehmernetzbetreiber, sondern eine Möglichkeit zur Innovation", ließ Hansenet-Chef Harald Roesch wissen. Voraussetzung sei allerdings eine konsistente und auf unterschiedliche Wettbewerbsformen ausgerichtete Regulierung. Bedroht sieht der Verband eher die Call-by-Call-Anbieter, da für die Teilnehmernetzbetreiber die Interconnection-Gebühren nicht so entscheidend sind wie für die Verbindungsnetzbetreiber.

Politik in der Zwickmühle

Die klassischen auf Call-by-Call spezialisierten Verbindungsbetreiber müssen sich angesichts des harten Preiswettbewerbs neue Verdienstmöglichkeiten einfallen lassen. So entwickelt sich beispielsweise 3U Telecom systematisch vom klassischen Verbindungsnetzbetreiber zum Netzdienste-Anbieter für Privat- und Geschäftskunden.