VoIP mischt Festnetztelefonie auf

24.08.2005
Von Jürgen Kotschenreuther

Die großen ISPs wollen offenbar die Wertschöpfungsketten ausbauen und sich als Virtual Network Operator (VNO) mit direktem Kundenzugang etablieren. Erklärtes Ziel der deutschen AOL in Hamburg ist es beispielsweise, vom ehemals reinen Internet-Provider zum Komplettanbieter breitbandiger Festnetzdienste zu avancieren. Anfang April dieses Jahres wurde der Sprachtelefondienst "AOL Phone" aktiv, der nicht nur den eigenen Kunden, sondern allen Interessenten zur Verfügung steht. AOLs Deutschland-Chef Stan Laurent machte unmissverständlich klar, "führender Anbieter von digitalen Diensten und Telekommunikation" werden zu wollen: "Internet-Telefonie wird die bisherige Festnetztelefonie auf lange Sicht ablösen."

Die Telekom bekommt Probleme

Die Deutsche Telekom sowie die alternativen Carrier beziehungsweise Access-Provider müssen sich also mit neuen Konkurrenten herumschlagen. Die größte Sorge der etablierten Telefonieanbieter dürfte sein, dass VoIP den traditionellen Telefondienst in die Ecke drängen könnte. Ferner könnten sich langfristige Investitionen in leitungsvermittelte Sprachnetze und andere Infrastrukturen als verfehlt erweisen.

Glossar

Voice over IP (VoIP) ist ein Dienst, der auf Basis des Internet Protocol die Sprachübertragung über ein paketvermitteltes Datennetz erlaubt. Dabei kann es sich um das Internet oder gemanagte IP-Netze handeln. Die Nutzung von VoIP-Diensten setzt einen breitbandigen Internet-Anschluss voraus.

Auf die Gefahren, die sich für die Deutsche Telekom, alternative Carrier und Call-by-Call-Anbieter ergeben, weist zum Beispiel die Deloitte-Studie "Am Start - Auswirkungen von Voice over IP auf den deutschen Telekommunikationsmarkt" hin, die Anfang August veröffentlicht wurde.