Sun feiert Java-Jubiläum

11.05.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Dieses Vorgehen steht seit dem vergangenen Jahr zunehmend in der Kritik. Vor allem IBM, das die Java-Entwicklung in den vergangenen Jahren stark angetrieben hatte, fordert eine Öffnung hin zu einem Open-Source-Modell. Innovationen rund um Java würden sich nur noch schleppend durchsetzen, bemängelte beispielsweise Rod Smith, IBMs Vice President für den Bereich Technologien. Es vergehe zu viel Zeit, bis neue Programmiermodelle etwa für serviceorientierte Architekturen in der Plattform abgebildet würden.Sun wahrt die Kontrolle

Zwar denkt Sun über Zugeständnisse nach. Von einer Öffnung der Java-Plattform ist jedoch nicht die Rede. Zunächst müsse geklärt werden, wer dann die Kompatibilität der Java-Produkte gewährleisten soll, mahnt Sun-Chef McNealy. Außerdem drohe Java unter einem Open-Source-Modell die Zersplitterung in nicht mehr interoperable Distributionen, warnt Java-Erfinder Gosling. Ähnliche Tendenzen seien derzeit bei den verschiedenen Linux-Distributionen bereits zu beobachten. Überhaupt würden die verschiedenen Java-Protagonisten ständig Lösungen fordern, moniert Gosling. "Für welches Problem eigentlich?"

Technische Entwicklung Mit Version 1.0 brachte Sun im Januar 1996 sein erstes "Java Development Kit" (JDK) heraus, das in der Version 1.1 im darauf folgenden Jahr um die Laufzeitumgebung "Java Runtime Environment" (JRE) erweitert wurde. 1998 erleichterte Sun mit den "Java Foundation Classes" (JFC) die Entwicklung grafischer Oberflächen. Mit dem JDK 1.2 vollzog Sun den bis dato größten Entwicklungsschritt und etablierte den Begriff "Java 2 Platform". Zudem sollte Java als Grund-lage für Geschäftsapplikationen im Markt positioniert werden. Aufgrund der hohen Zahl an Application Programming Interfaces (APIs) unterteilte Sun seine Java-Plattform in eine "Java 2 Standard Edition" (J2SE), eine "Java 2 Enterprise Edition" (J2EE) und eine "Java 2 Micro Edition" (J2ME). Mit dem unter dem Code- namen "Tiger" entwickelten Release "JDK 5.0", das im Herbst 2004 herauskam, gab Sun seine 1.x-Versionierung auf. Wie auch bei den kommenden Versionen 6.0 ("Mustang", Anfang 2006) und 7.0 ("Delphin", Anfang 2008) stehen Verbesserungen von Performance, Skalierbarkeit und Management im Vordergrund. Probleme hat Sun jedoch in finanzieller Hinsicht. Während Anbieter wie IBM, Borland oder Bea viel Geld mit ihren Java-Produkten und -Tools verdienen, ist es dem Java-Erfinder bislang kaum gelungen, Profit aus seiner Entwicklung zu schlagen. Nach Schätzungen der Sun-Verantwortlichen haben Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren weltweit mehr als 100 Milliarden Dollar für Java-Applikationen ausgegeben. Experten schätzen aber, dass nur ein kleiner Teil der Softwareeinnahmen, die rund zehn Prozent des Gesamtumsatzes von Sun ausmachen, Java zu verdanken ist.

Sun selbst hat nie Zahlen veröffentlicht, wie viel Geld in die Plattform investiert wurde und wie der Return on Investment aussah. McNealy betont indes die indirekten Vorteile von Java für sein Unternehmen: "Wo wäre Sun heute, wenn es Java nicht gegeben hätte?", fragte der Sun-CEO. "Alle Entwickler würden für .NET und Windows schreiben. Und wenn sie für Windows entwickeln, dann entwickeln sie nicht für Sun-Systeme."