Sun feiert Java-Jubiläum

11.05.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Trotz dieser hehren Ziele steht die Java-Gemeinde dem überraschenden Friedensschluss bislang misstrauisch gegenüber. Sun habe Java an Microsoft verkauft, so die harsche Kritik aus dem Java-Lager. Auch Entwicklervertreter Ross fragte: "Wo bleibt eigentlich Java in dem Abkommen?"

Die entscheidende Frage wird nach Einschätzung von Experten sein, welche Auswirkungen das Bündnis auf die konkurrierenden Plattformen Java von Sun und .NET von Microsoft haben wird. Tatsächlich drücken sich die Verantwortlichen beider Seiten bislang um dieses Thema. Microsoft entwickelte unbeeindruckt von den Auseinandersetzungen mit Sun seit 2001 mit .NET ein eigenes Plattformkonzept und bediente sich dabei aus der Java-Welt. So entspricht beispielsweise die Funktionsweise der Common Language Runtime (CLR) des .NET-Frameworks der der Java Virtual Machine (JVM).

Zwar versuchten die Sun-Verantwortlichen, .NET als bloßen Clone von Java abzuqualifizieren. Dennoch setzte sie die Microsoft-Initiative gehörig unter Druck. Dazu kam, dass nach dem Platzen der Dotcom-Blase die Rechnerverkäufe Suns dramatisch einbrachen. Nach einem Jahresumsatz von 18 Milliarden Dollar im Jahr 2001 waren es zwei Jahre später gerade noch elf Milliarden Dollar.

Um ihre Server-Verkäufe anzukurbeln, setzten die Sun-Verantwortlichen auf Softwareunterstützung. Neben der technischen Weiterentwicklung der verschiedenen Java-Editionen kündigte McNealy Anfang 2003 vorkonfigurierte Softwarepakete auf Java-Basis an. Mit dem Java Enterprise System (JES) schnürte Sun ein Middleware-Paket. Für den Desktop packten die Entwickler in dem Java Desktop System (JDS) verschiedene Applikationen vom Office-Paket bis zum Mail-Client zusammen

Neben den eigenen Produkten versucht Sun seit einiger Zeit, mit einer breit angelegten Marketing-Kampagne die Begeisterung für seine Java-Welt anzuheizen. Als Zielvorgabe nannten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr die Zahl von zehn Millionen Java-Entwicklern weltweit. Wann dies erreicht sein soll, wollten sie jedoch nicht verraten. Noch hat Sun mit aktuell 4,5 Millionen Java-Entwicklern einen weiten Weg vor sich.Java offen - .NET proprietär?

Sun versucht zudem, durch Lockerungen seiner Lizenzbestimmungen seine Plattform attraktiver zu machen. So preisen die Verantwortlichen immer wieder die Offenheit von Java an und kritisieren das Microsoft-Modell als proprietär. Allerdings halten die Sun-Verantwortlichen nach wie vor die Kontrolle über Java fest in der Hand. Zwar dürfen die mittlerweile fast 880 Mitglieder des Java Community Process (JCP) Vorschläge unterbreiten. Die Entscheidung, was in den Standard einfließt, bleibt jedoch bei Sun.