Rechnet sich RFID nur für den Handel?

18.05.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Proteste gegen Konferenz

Die Schar der Demonstranten war überschaubar, aber nicht zu übersehen: Als die Teilnehmer an der "Handelsblatt"-Veranstaltung "RFID" das Tagungshotel verließen, um in die Busse zum "Extra Future Store" in Rheinberg zu steigen, wurden sie bereits erwartet - von einigen Aktiven des "Vereins zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs" (Foebud). Auf ihren Handzetteln forderten die Demonstranten: "Kein Big Brother im Frischkäse!" Auf "Philadelphia"-Frischkäsepackungen sowie Gillette-Rasierklingen und "Panthène"-Shampoo erprobt der zur Metro-Gruppe gehörende Future Store seit einem Jahr den Einsatz von Funketiketten zur Bestandskontrolle und Prozessbeschleunigung. Als eine Verletzung der Privatsphäre prangern Verbraucherschützer wie Foebud oder "Consumers against Supermarket Privacy Invasion and Numbering" (Caspian) vor allem die Verbindung von

Funkfrequenz-Identifizierung und Kundenkarte an, denn sie ermögliche eine Zuordnung von Einkaufsverhalten und Personen. Auch wenn die Befürchtungen beim derzeitigen Stand der Technik unangebracht wirken - Industrie und Handel können es sich auf keinen Fall leisten, die Skepsis unter den Kunden zu ignorieren. Aufgrund von Verbraucherprotesten zog Metro eine mit RFID-Chip ausgestattete Kundenkarte zurück, und der Textilhersteller Benetton brach - zumindest für die Öffentlichkeit - einen Feldversuch ab, mit dem er die Laufwege der Kunden durch seine Shops nachzeichnen wollte. Zudem installierte der Extra Future Store nachträglich einen "Deaktivator", der die auf dem "Smart Tag" gespeicherten Informationen beim Verlassen des Geschäfts löschen soll. Das Thema Privacy kam auch auf dem Kongress selbst zur Sprache: Der RFID-Experte Lorenz Hilty von der Schweizer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt schlug vor, Produkte mit Funketiketten deutlich zu kennzeichnen,

um den Verdacht der heimlichen Überwachung zu entkräften. Akzeptanzfördernd würde sich zudem ein Mehrwert für den Verbraucher auswirken. Die Wirksamkeit solcher Maßnahmen belegt der hohe Verbreitungsgrad, den einige Handelsverbände mit ihren Kundenkarten ("Happy Digits", "Payback" etc.) erzielt haben. Die Karten sind aus Datenschützersicht ebenfalls fragwürdig, stoßen aber kaum auf Ablehnung, weil sie aktiv beantragt werden müssen und zur Inanspruchnahme von Preisnachlässen oder Zugaben berechtigen.