Rechnet sich RFID nur für den Handel?

18.05.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Um die Potenziale der Funkfrequenz-Identifikation für Bestands-Management und Cross-Selling auszuschöpfen, ist aus Sicht von Udo Scharr, IT-Manager bei der Procter & Gamble GmbH in Schwalbach, jedoch vor allem eins notwendig: eine "gescheite" IT-Infrastruktur. "Derzeit stehen immer die Tags und die Reader im Vordergrund", monierte er. Das Thema Infrastruktur werde zu Unrecht "nachgelagert" behandelt.

Das gilt bestimmt nicht für die RFID-Konferenz in Düsseldorf. Denn von der herausragenden Bedeutung der IT-Integration sprach auch Dirk Heyman, beim Körperpflege-Konzern The Gillette Company europaweit für das Thema Auto-ID verantwortlich, das sowohl Barcode- als auch RFID-Applikationen umfasst. Die Verknüpfung mit dem Enterprise Resource Planning (ERP), aber auch das Sammeln und Managen der anfallenden Datenmengen sollten zunächst im Brennpunkt des Interesses stehen, mahnte Heyman. Zudem sei es wichtig, den RoI zu messen und die Risiken abzuwägen: "Die Hype-Kurve ist viel zu steil."

Weniger Schwund

Dass sich die Investition in die Funkfrequenztechnik auch für die Herstellerseite rechnen kann, belegte Matthias Branka, Unterabteilungsleiter für Konzernlogistik bei der Volkswagen AG. Die von ihm vorgestellte Anwendung betrifft allerdings keine unternehmensübergreifende Lieferkette, sondern einen geschlossenen Kreislauf mit wiederbeschreibbaren Chips. Genauer gesagt, geht es um die Kennzeichnung von Transportbehältern für Fahrzeugteile.

In der Vergangenheit habe es bei Behältern immer wieder Schwund oder "Vorratshaltung" gegeben, erläuterte Branka die Ausgangssituation. Seit die zum Teil hoch spezialisierten Haltevorrichtungen mit Funkchips gekennzeichnet sind, lassen sich ihre Bewegungen - dank einer eigens entwickelten Visualisierungssoftware - im Intranet verfolgen. Das Ergebnis ist eine deutliche höhere Verfügbarkeit, also reduzierter Maschinenstillstand bei verringerter Ersatzbeschaffung. Auf der einen Seite stehen Investitionen in Höhe von 550 000 Euro, auf der anderen Seite 33 Prozent weniger Schwund, fünf Prozent weniger Aufwand für die Behältersuche und ein um 41 Prozent reduziertes Budget für Ersatzbeschaffungen.